-eine Betrachtung
Indische Götterbeschreibungen sind für gewöhnliche Menschen sehr verwirrend. Da tauchen Wesen mit grüner, roter oder eben blauer Hautfarbe auf. Manchmal mit mehreren Köpfen. Es werden Wesen beschrieben, die tausende von Jahren leben, in den Himmeln fliegen und ihre äussere Erscheinungsform nach Belieben zu verändern vermögen.
Es ist umso erstaunlicher, wenn man von den Geweihten Krishnas erfährt, dass die innere Reflektion und das Gedenken an solche offenbarten Beschreibungen (lila-katha), die Essenz der Theopraxis (der spirituellen Übung) des Krishnabewusstseins darstellt.
Vor einigen Jahren wurde ich an der Universität Zürich von einem Professor gefragt, ob ich denn wirklich an diese Beschreibungen glaube. „Sind diese Beschreibungen symbolisch oder ist das wahr? Ist dies alles eine Allegorie, die ein Etwas jenseits von Worten beschreibt? Oder glaubst du als Mensch mit einer Schulbildung effektiv an all diese vielköpfigen Geschöpfe mit vielen Armen aus deren Nabel Lotosblumen wachsen? Ich habe mich dazumals geschämt, „Ja“ zu sagen.
Das ist aber eine wunderbare Frage. Die Frage muss jedoch in einen Zusammenhang gestellt werden.
Wenn wir an etwas denken, dann tun wir das in Kategorien unserer Erfahrung: Wahrheit, Tatsache, Fiktion, Mythologie, Wirklichkeit, Symbolismus…und wir glauben, eine genau Vorstellung von diesen Denk-Kategorien zu haben.
Aber all unsere Gedanken-Kraft und unser gesamtes Vermögen zu verstehen und all unsere Gedanken-Prozesse, unsere Standpunkte basieren auf Grund-Annahmen, die nicht wirklich sind.
Am Anfang des inneren Weges steht deshalb immer die Einladung zur radikalen Entgrümpelung unserer Vorstellungen und Denkmuster (Bhagavad gita 2.11). Auf unserer Suche nach Begrenzung, die wir „unseren Standpunkt“ nennen, suchen wir immer wieder nach Orientierungspunkten, nach Bezugsmöglichkeiten, nach Strohhalmen, an denen sich das Ich wieder festhalten kann. Somit wird Vertiefung verunmöglicht. Wir haben gar nicht gemerkt, wie das bedingte Ich die Begriffe „wahr“ und unwahr“ für sich vereinnahmt hat.
Ich möchte ein paar Beispiele geben.
Dieser Körper ist nicht das Selbst. Wir sind eine Seele, die kein einziger Berührungspunkt mit allen Erlebnissen und Erfahrungen in dieser Welt hat. Aber Tag für Tag – und dies seit unvorherdenklicher Zeit – identifizieren wir uns mit diesem Rollenspiel des Körpers und denken, wir seien Mann oder Frau, gesund oder krank und wir glauben, wir würden älter werden. Die Seele wird nicht von Zeit berührt, aber weil dieses Denken angewöhnt ist, leben wir weiterhin ausserhalb unserer Identität und dies bedeutet: in einer verzerrten Wahrnehmung. Unsere Vernunft ist zusammengesetzt aus Ideen, die nicht der Wirklichkeit entsprechen.
Wir glauben, etwas zu besitzen. Das Ich hat alles in Besitz genommen: meine Beziehung, meinen Partner, mein Kind, meine Gedanken, meine Gefühle, mein Haus, meine Güter, meine Heimat, meine Welt.
Wenn man innerlich das Gefühl hat, mehr zu wiegen als eine Feder, so trägt man eine Last, die einem nicht gehört. Und erstickt unter dem Gewicht, das schwerer wiegt als ein Fels.
Hat man sich selber wirklich schon einmal die Wahrheit darüber gesagt, wie man sich fühlt mit all diesem Besitz?
Mit Sicherheit schwerer als eine Feder.
Das Gefühl von Besitz ist völlig falsch – aber diese Idee durchzieht unser Bewusstsein und unser Denken und die Perspektive zur Wirklichkeit ist genau davon vernebelt.
Isavasyam idam sarvam (Isopanishad 1) „Alles im gesamten Universum, mich selber inbegriffen, gehört Gott.“ Aber wir stellen Besitzansprüche und leiden an der Bewusstseinsverzerrung.
Wir haben ein materielles Identitätsgefühl und denken, wir würden so viel tun. Aber Krishna erklärt in der Gita (3.27):
„Durch die Erscheinungsweisen der materiellen Natur werden alle Handlungen überall vollzogen.
Wer vom Ich-Gefühl (von Identifikation mit dem Körper) verblendet ist, meint, er selbst sei der Vollbringer einer Handlung.“
Die Erscheinungsweisen der materiellen Natur fluktuieren und kreieren unbegrenzte Blasen (alle Phänomene der Zeitweiligkeit) auf dem Ozean materieller Energie – aber das verwirrte Lebewesen denkt, es sei selbst der alleinige Ausführer von Handlungen. Wir gleichen ein paar Strohhalmen, welche in einem grossen Fluss vor sich hintreiben. Wie komisch wäre es, wenn sie denken würden „Ich gehe nun hier oder dort hin und erreiche so viel, habe Errungenschaften und Gewinne, die ich für mich beanspruche….“
Illusionäre Wahrnehmung verunmöglicht aber den Einblick in die Realität.
Wir denken, wir seien der Bhokta, der Geniesser und unser Leben sei für unseren persönlichen Genuss bestimmt. Dies ist das grundlegendste aller Missverständnisse.
Krishna erklärt in der Gita, dass alle Tätigkeiten letztlich nur für seine Freude bestimmt sind völlig unabhängig vom eigenen Freud und Leid, das dabei resultieren möge. Und nur in der tiefen Akzeptanz dessen und dem praktischen Applizieren dieser Erkenntnis ist Friede möglich. (5.29 / 9.24)
In den Religionen wird Gott meistens betrachtet als Schöpfer und Erhalter dieser Welt, dem keine separate Existenz jenseits seiner Schöpfung zugestanden wird oder welche zumindest nicht im Hauptfokus steht.
Radha-krishna-bhakti setzt genau da an. Da ist Gott nicht mehr Schöpfer. Zwar durchdringt er alles, aber der Aspekt seiner Allmacht und Allgegenwart ist nur ein äusserlicher. Sein wahres Sein ist in Vrindavan – dort, wo er geboren wurde. Dort geniesst er den Austausch der Liebe. Gott ist unendlich glücklich.
Es geht nicht primär darum, Gott in sein eigenes Leben hinein zu beziehen, sondern vielmehr sich selbst in das Leben Gottes zu beziehen. Als der österreichische Schriftsteller Walter Eidlitz in den 30 er Jahren des letzten Jahrhunderts die indische Gottesliebe kennen lernte, sprach er von einer "erstaunlichen und für den westlichen Menschen erschreckenden Theozentrik". Es geht um die Freude Gottes unabhängig von seinem eigenen Wohl oder Weh und man ist selber nicht der Bhokta, der primäre Geniesser, der Welt und ihren fluktuierenden Phänomenen.
Unser gesamtes Denken und unsere Weltwahrnehmung sind durchdrungen und zusammengesetzt von Denkweisen und Grundannahmen, die nicht real sind. Die Denkvorgänge sind konditioniert durch die materiellen Erfahrungen aus unzähligen Leben.
Im täglichen Leben bemühen wir uns, frei von Vorurteilen zu sein, aber jeder einzelne Gedanke, der sich in diesen Bahnen bewegt, ist nichts anderes als ein Vorurteil.
Wenn nun jemand fragt, ob dieses Krishna-lila (die Gespräche über Krishna) Mythologie und Allegorie seien, oder ob es „wahr“ sei - dann müssen zuerst die gesamten Kategorien des Verständnisses von Wahrheit grundlegend in Frage gestellt werden.
Sind all die Ideen, welche man in seinem Geist trägt, wahr?
Wir haben unsere Erfahrung der Zeit – Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit.
Sri Krishna erklärt in der Gita (2.16):
„Es gibt keine Existenz in dem, was vergeht. Zeitweilige Dinge existieren nicht.
Und nie hat es Inexistenz gegeben von dem, was ewig ist.“
Im Alltagsbewusstsein orientiert man sich aber praktisch die ganze Zeit am Nicht-Ewigen und ist aufgewühlt an vorbeiziehenden Phänomenen und deren Bewertungen.
Ist Krishna-lila wahr? Was ist das Verständnis von „wahr“, welches die Person in sich trägt? Es sind Ideen der Verbindung mit dem Zeitweiligen, die gemäss Sri Krishna eben nicht existieren, also nicht „wahr“ sind.
Krishna-lila ist nicht Allegorie, da es ein Hereinbrechen der Ewigkeit in unsere Welt hinein ist. Und es ist auch nicht Historie, da es nie im Fluss der materiellen Zeit statt gefunden hat.
Als ich vor vielen Jahren in Vrindavan war, erlebte ich starke Gefühle der Ergebung, als ich mich erinnerte, dass Sri Krishna hier vor 5000 Jahren erschienen sei.
Sadhus haben mich dann belehrt, dass Krishnas lila nie stattgefunden hat im Fluss der materiellen Zeit, der weltlichen Geschichte und Krishna nicht vor 5000 Jahren hier auf Erden gewesen sei. Es machte mich traurig zu hören, dass es also gar nicht stattgefunden hatte. Sie sagten dann weiter: „Krishnas Lila findet ewig statt in jedem Moment, gerade jetzt – denn es ist ewige Realität. So wie jeder Moment unseres Lebens vorbeigeht und irreversibel der Vergangenheit angehört, so ist Krishnas lila nie vorbei, sondern jeder einzelne Moment im Krishna-lila bleibt ewig bestehen.“ Krishnas Geburt ist der Einbruch der Ewigkeit inmitten unserer Zeit hinein.
Es ist nicht staubige Geschichte, sondern ewige Realität und es wird zugänglich, wenn man von verwirklichten Heiligen darüber hört.
Sri Krishna Janmastami ist das Fest, in welchem man sich nicht nur an Krishnas Erscheinen erinnert – sondern auch seine eigene Zugehörigkeit zur Ewigkeit feiert.
Die Teilnehmer des Festes werden zu Zeitgenossen des mystischen Ereignisses.
Anders gesagt: sie treten aus ihrer historischen Zeit heraus, heraus aus der Zeit, die sich aus der Summe der profanen, persönlichen und zwischenpersönlichen Ereignissen konstituiert und finden zurück in eine primordiale Zeit, die immer dieselbe ist, die Ewigkeit ist. Der religiöse Mensch mündet anfänglich periodisch (in den Zeiten der Meditation oder den heiligen Festen) in diese heilige Zeit ein, die nicht "abläuft", sondern die die im gewöhnlichen Leben oft ausgeblendete ewige Gegenwart ist, eben Wirklichkeit.
Alles verdankt seine Existenz Gott. Der Ursprung von allem - auch von unserem Leben - ist religiös.
Das heilige Fest bewahrt einen davor, das effektiv Wesentliche nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es ist die Erinnerung daran, dass die Existenz ein Geschenk Gottes ist. Das Fest stellt die sakrale Dimension unseres Lebens wieder her, die in der Turbulenz der Alltagsarrangierungen in Gefahr ist, ausgeblendet zu werden.
Das heilige Fest ist eine Rückkehr an ein Ereignis (das Erscheinen Gottes innerhalb seiner eigenen Schöpfung), welches nichts Historisches hat, sondern Ewigkeit ist.
Das Bedürfnis des Menschen, diese heiligen Ereignisse in seinem Leben zu wiederholen, wiederzubeleben, entspringt seinem Urbedürfnis, das alle Bestreben durchzieht - die Nähe zu Radha Krishna.
Im Fest bricht Krishnas Ewigkeit in unsere Zeit hinein. Fest ist Unterbrechung der Arbeit, des Nutzbringenden, des Kalkulierbaren. Das Fest ist zeitlos und zweckfrei. Darin werden wir herausgehoben aus dem blossen Funktionieren, aus der Hektik des Alltags. Das Fest ist gekennzeichnet von Mühelosigkeit und Leichtigkeit und vermittelt so eine Ahnung des lila.
Wenn das Zentrum von allem nicht in der zentralen Ausrichtung seines eigenen Bewusstseins ist, dann wird die Gestaltung der Feste künstlich und eine noch atemlosere Form der Arbeit. Das zentrale Anliegen des heiligen Festes ist Erinnerung an Sri Krishna.
Was ist der Effekt der Erinnerung daran? Alle Misskonzepte, die der Mensch in sich trägt - die Idee, etwas zu besitzen, der Glaube, Dinge zu kontrollieren, die Identifikation mit dem Körper und den Gedankenstrukturen, in welchen man glaubt, man existiere innerhalb der materiellen Zeit und sei der Geniesser der Umstände – werden aufgelöst.
18. September 2009
21. Juli 2009
Alleine-Sein
Gott, die Liebe, Freundschaft, Beziehungen – all dies sind keine Notwendigkeit.
Weil alle Menschen dies als Grundnotwendigkeit betrachten, suchen unzählige Menschen nach Liebe.
Die Suche zielt aber nicht darauf hin, zu lieben, sondern geliebt zu werden. Man sehnt sich nach jemandem, der einem seinen unersättlichen Durst, geliebt zu sein, stillen könnte.
Diese Haltung hat aber nichts mit Liebe zu tun. Das Suchen nach Befriedigung der eigenen Bedürfnisse schafft eine Art von Sucht, die „Anhaftung“ genannt wird.
Anhaftung ist nie identisch mit Liebe, obwohl es sehr ähnlich ausschaut. Oft ist die „Verliebtheit“ von Paaren nichts mehr als eine gegenseitig sich ergänzende Sucht, eine grosse Verhaftung. Verklebung führt nie in die Freiheit.
So bleiben die Menschen auf der Suche nach Liebe, die sie effektiv gar nicht erfahren und zur gleichen Zeit nehmen sie eine Welt wahr, wo ihnen Liebe fehlt.
Man fühlt sich als bedürftig. Und ein Bedürftiger kann nicht lieben.
Man nähert sich gegenseitig, innerlich entleert, und glaubend und hoffend, dass der andere ihr Märchenprinz sein würde, die Frau seiner Träume. Für Augenblicke denkt man tatsächlich, dass dies die Person sei, die einem aus dem Leid und dem Elend befreien könne, die Person, die einem erretten könne von unserer Not der Einsamkeit, die Person, die einem die erhoffte Lösung geben könnte von aller Traurigkeit, Bitterkeit und Leid. Man denkt, dies sei die Person, die unsere Probleme lösen könne. Der Partner sieht aber den anderen und denkt genau das Gleiche. Er oder sie würde der Lebensretter sein. Und man erwartet Liebe – das Geliebtsein.
Was geschieht, wenn zwei Wesen, die beide nur den Wunsch haben, zu empfangen, zu erhalten, sich begegnen? Beide gehen mit leeren Händen aus.
Es folgt die Ernüchterung, der Zorn und den Schmerz über die nichterfüllten Hoffnungen ohne zu verstehen, dass diese Projektion der Leidesbeendung niemals hätte funktionieren können. Es war ein Suchen nach einer Lösung welche das Selbst, die ewige Seele, und ihre Bedürfnisse nicht einmal berührt. Aber dennoch glaubte man, es würde Erfüllung darin liegen. Alle Beziehungen, die das Ich zur fluktuierenden Welt hat, sind substanzlos, weswegen in ihnen konnotativ schon immer eine Leere mitschwingt.
Das Bedürfnis, Beziehungen mit anderen haben zu wollen, muss überwunden werden. Nicht die Beziehungen selber sollen aufgegeben werden, aber das Bedürfnis und die gefühlte Notwendigkeit danach. Dieses Bedürfnis verwandelt einen in einen Sklaven. In der Aufgabe dessen wird die Liebe zu den Menschen, die einen umgeben, zu den Freunden, zum Partner, nicht zu einem beengenden Konzept, nicht mehr basiert auf Bedürftigkeit, sondern wird zu einer heilenden Liebe, welche immer weit über die geliebte Person hinauszielt – immer auf das wirkliche Objekt der Liebe hin: auf Sri Krishna.
Kein Wesen auf dem Planeten, auch nicht Gott, kann das süchtige und dürstende Bedürfnis stillen. So wie Freundschaft und Liebe ist auch Gott nicht eine Notwendigkeit.
Wenn die Menschen um einen herum das Leid der eigenen Einsamkeit nicht lösen können, dann fällt man auf Gott zurück, aber er wird da auch nicht einspringen. Der wahre Gott ist kein Lückenfüller.
Zu dem Leid der unerfüllten Wünsche gibt es keine Lösung, auch Gott nicht. Das Problem ist nur das fehlprojizierte Sehnen nach einer Fata Morgana, der Glaube, dass der Durst des kleinen Ichs zu stillen wäre.
Eigentlich bin ich ein Wesen, das liebt, das gibt ohne eine Erwartung, das schenkt ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Man gibt, auch ohne eine Reaktion zu erwarten. Der Punkt ist nicht das Geliebtsein, sondern das ausschliessliche Geben. In der Einsicht dessen fühlt man sich immer dankbar und nie entmutigt. Es ist ein freies Fliessen, das sich nicht an die Reaktionen bindet, die von aussen kommen.
Man vermeidet dann nicht mehr Beziehungen, sondern erlebt Beziehung zu allem – mit allen menschlichen Wesen, mit Bäumen, Vögeln, Blumen, Wolken, Seen – ohne die Gefangenschaft der Erwartung und ohne das Gefängnis der Bedürftigkeit.
Das ist der freie Bewusstseinszustand, den Krishna in der Bhagavad gita umschreibt mit
„samah sarveshu bhuteshu“ (Bhagavad gita 18.54), der Gleichheit zu allen Wesen, aus welchem Bhakti, liebende Hingabe an ihn Selbst erwächst.
Weil alle Menschen dies als Grundnotwendigkeit betrachten, suchen unzählige Menschen nach Liebe.
Die Suche zielt aber nicht darauf hin, zu lieben, sondern geliebt zu werden. Man sehnt sich nach jemandem, der einem seinen unersättlichen Durst, geliebt zu sein, stillen könnte.
Diese Haltung hat aber nichts mit Liebe zu tun. Das Suchen nach Befriedigung der eigenen Bedürfnisse schafft eine Art von Sucht, die „Anhaftung“ genannt wird.
Anhaftung ist nie identisch mit Liebe, obwohl es sehr ähnlich ausschaut. Oft ist die „Verliebtheit“ von Paaren nichts mehr als eine gegenseitig sich ergänzende Sucht, eine grosse Verhaftung. Verklebung führt nie in die Freiheit.
So bleiben die Menschen auf der Suche nach Liebe, die sie effektiv gar nicht erfahren und zur gleichen Zeit nehmen sie eine Welt wahr, wo ihnen Liebe fehlt.
Man fühlt sich als bedürftig. Und ein Bedürftiger kann nicht lieben.
Man nähert sich gegenseitig, innerlich entleert, und glaubend und hoffend, dass der andere ihr Märchenprinz sein würde, die Frau seiner Träume. Für Augenblicke denkt man tatsächlich, dass dies die Person sei, die einem aus dem Leid und dem Elend befreien könne, die Person, die einem erretten könne von unserer Not der Einsamkeit, die Person, die einem die erhoffte Lösung geben könnte von aller Traurigkeit, Bitterkeit und Leid. Man denkt, dies sei die Person, die unsere Probleme lösen könne. Der Partner sieht aber den anderen und denkt genau das Gleiche. Er oder sie würde der Lebensretter sein. Und man erwartet Liebe – das Geliebtsein.
Was geschieht, wenn zwei Wesen, die beide nur den Wunsch haben, zu empfangen, zu erhalten, sich begegnen? Beide gehen mit leeren Händen aus.
Es folgt die Ernüchterung, der Zorn und den Schmerz über die nichterfüllten Hoffnungen ohne zu verstehen, dass diese Projektion der Leidesbeendung niemals hätte funktionieren können. Es war ein Suchen nach einer Lösung welche das Selbst, die ewige Seele, und ihre Bedürfnisse nicht einmal berührt. Aber dennoch glaubte man, es würde Erfüllung darin liegen. Alle Beziehungen, die das Ich zur fluktuierenden Welt hat, sind substanzlos, weswegen in ihnen konnotativ schon immer eine Leere mitschwingt.
Das Bedürfnis, Beziehungen mit anderen haben zu wollen, muss überwunden werden. Nicht die Beziehungen selber sollen aufgegeben werden, aber das Bedürfnis und die gefühlte Notwendigkeit danach. Dieses Bedürfnis verwandelt einen in einen Sklaven. In der Aufgabe dessen wird die Liebe zu den Menschen, die einen umgeben, zu den Freunden, zum Partner, nicht zu einem beengenden Konzept, nicht mehr basiert auf Bedürftigkeit, sondern wird zu einer heilenden Liebe, welche immer weit über die geliebte Person hinauszielt – immer auf das wirkliche Objekt der Liebe hin: auf Sri Krishna.
Kein Wesen auf dem Planeten, auch nicht Gott, kann das süchtige und dürstende Bedürfnis stillen. So wie Freundschaft und Liebe ist auch Gott nicht eine Notwendigkeit.
Wenn die Menschen um einen herum das Leid der eigenen Einsamkeit nicht lösen können, dann fällt man auf Gott zurück, aber er wird da auch nicht einspringen. Der wahre Gott ist kein Lückenfüller.
Zu dem Leid der unerfüllten Wünsche gibt es keine Lösung, auch Gott nicht. Das Problem ist nur das fehlprojizierte Sehnen nach einer Fata Morgana, der Glaube, dass der Durst des kleinen Ichs zu stillen wäre.
Eigentlich bin ich ein Wesen, das liebt, das gibt ohne eine Erwartung, das schenkt ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Man gibt, auch ohne eine Reaktion zu erwarten. Der Punkt ist nicht das Geliebtsein, sondern das ausschliessliche Geben. In der Einsicht dessen fühlt man sich immer dankbar und nie entmutigt. Es ist ein freies Fliessen, das sich nicht an die Reaktionen bindet, die von aussen kommen.
Man vermeidet dann nicht mehr Beziehungen, sondern erlebt Beziehung zu allem – mit allen menschlichen Wesen, mit Bäumen, Vögeln, Blumen, Wolken, Seen – ohne die Gefangenschaft der Erwartung und ohne das Gefängnis der Bedürftigkeit.
Das ist der freie Bewusstseinszustand, den Krishna in der Bhagavad gita umschreibt mit
„samah sarveshu bhuteshu“ (Bhagavad gita 18.54), der Gleichheit zu allen Wesen, aus welchem Bhakti, liebende Hingabe an ihn Selbst erwächst.
16. Juli 2009
Das Wagnis des Nicht-Funktionierens
Ich weiss nicht genau, wo das Überlassen zu den Willen Gottes hinführt, aber ich weiss, wo der Versuch der Kontrolle meines Lebens und der Versuch des Festhaltens hingeführt hat.
Man hat beständig Angst, dass die Norm niedergerissen wird.
In der Gottesannäherung wird der Zaun um meinen kleinen Garten niedergerissen und alles, was vorher da eingesperrt war, läuft nun frei herum.
Im völligen Kontrollverlust residiert eine unglaubliche Erleichterung und eine Lebensintensität, die man nicht wirklich wahrnehmen konnte, da man so beschäftigt war, seinen kleinen Garten zusammenzuhalten.
Die Hingabe zu Gott ist Verlust der Fassbarkeit, wie wir sie gekannt hatten. Es ist einfach der Verlust der Herrschaft über die Dinge und die Umgebung und das Leben, wie man sie vermeintlich angenommen hatte.
Nun steht man auf dem inneren Weg vor einer gewichtigen Entscheidung:
Tut man nun alles, um die Herrschaft wiederzuerlangen? Reisst man sich zusammen, um die Fassung wiederzugewinnen? Das war die alte Strategie, der man immer schon glaubte, folgen zu müssen.
Oder setzt man nun wirklich sein Vertrauen auf etwas, das grösser ist als die Herrschaft des Ichs über seinen kleinen Garten.
Wenn man sich diesem Vertrauen zuwendet, es nährt und es reifen lässt, dann findet man in sich auch die Bereitschaft für die Hingabe an einen Prozess, in dem alles wie auf freier Wildbahn erscheint. Es ist ein nicht beherrschbares, unvorhersehbares Eintauchen – in den süssen Willen Sri Krishnas.
Das ist, was Meister Eckhard als die „Verrücktheit des Herzens“ beschrieben hat.
Menschen, die diese innere Norm verlassen haben, erzeugen Angst, da sie die Grenzen abgerissen haben und sich nicht mehr in der Eingeschnürtheit herumbewegen. Der unglaubliche Widerstand zur Ungewissheit der Führung Gottes lebt tief verwurzelt in den Tagträumen, in den Gedanken, den Gefühlen, in der Welt, in der man lebt.
Die Hingabe aber erfordert das Verlassen der Norm, das Risiko, nicht mehr wie bisher funktionieren zu können – wie man es eben gelernt hatte. Es ist natürlich, dass man da unglaublich alten Spuren der Konditionierung begegnet.
Menschen denken manchmal, wenn sie der Aggression, die in ihnen brodelt, freien Lauf lassen würden, dann würden sie alle umbringen…. Aber das sind nur kindliche Fantasien, was dann geschehen würde…
Wenn man effektiv diesen Weg der Freilegung begeht, erkennt man die perfekte Selbstregulation der Dinge, die man bisher glaubte, selber in die Hand zu nehmen. Die Tendenzen beruhigen sich augenblicklich – sie waren ja nur Symptom, dass sie das Gefängnis und die Diktatur des Bisherigen nicht mehr aushalten konnten.
Das Heraustreten aus der Funktion ist ein ganz fester Bestandteil der Auflösung, die auf dem inneren Weg zu geschehen hat.
Es ist ja gerade die Crux der Menschen, dass sie ständig funktionieren. Das
Eingenommen-Sein in diesem Räderwerk ist Leid. Solange die Uhr tickt, halte ich mich über Wasser, überlebe ich. Wenn ich nicht mehr funktioniere, gehe ich unter.
Wenn man den Mut hat, die Disfunktion zuzulassen und aus der Maschinerie ausbricht, ohne gewaltsam etwas dagegen zu tun, dann ist das genau der Moment, in dem wirkliche Transformation geschehen kann.
Das ist die Herausforderung der Hingabe und zeigt die Ernsthaftigkeit auf dem Weg. Die Sozialisation hat einen gelehrt, das Funktionieren über alles zu stellen und an der leeren Fassade festzuhalten. Die Würde der Seele treibt einen zur Hingabe an den unbändigen Willen Gottes, wo kein Stein mehr auf dem anderen liegen bleibt.
Man hat beständig Angst, dass die Norm niedergerissen wird.
In der Gottesannäherung wird der Zaun um meinen kleinen Garten niedergerissen und alles, was vorher da eingesperrt war, läuft nun frei herum.
Im völligen Kontrollverlust residiert eine unglaubliche Erleichterung und eine Lebensintensität, die man nicht wirklich wahrnehmen konnte, da man so beschäftigt war, seinen kleinen Garten zusammenzuhalten.
Die Hingabe zu Gott ist Verlust der Fassbarkeit, wie wir sie gekannt hatten. Es ist einfach der Verlust der Herrschaft über die Dinge und die Umgebung und das Leben, wie man sie vermeintlich angenommen hatte.
Nun steht man auf dem inneren Weg vor einer gewichtigen Entscheidung:
Tut man nun alles, um die Herrschaft wiederzuerlangen? Reisst man sich zusammen, um die Fassung wiederzugewinnen? Das war die alte Strategie, der man immer schon glaubte, folgen zu müssen.
Oder setzt man nun wirklich sein Vertrauen auf etwas, das grösser ist als die Herrschaft des Ichs über seinen kleinen Garten.
Wenn man sich diesem Vertrauen zuwendet, es nährt und es reifen lässt, dann findet man in sich auch die Bereitschaft für die Hingabe an einen Prozess, in dem alles wie auf freier Wildbahn erscheint. Es ist ein nicht beherrschbares, unvorhersehbares Eintauchen – in den süssen Willen Sri Krishnas.
Das ist, was Meister Eckhard als die „Verrücktheit des Herzens“ beschrieben hat.
Menschen, die diese innere Norm verlassen haben, erzeugen Angst, da sie die Grenzen abgerissen haben und sich nicht mehr in der Eingeschnürtheit herumbewegen. Der unglaubliche Widerstand zur Ungewissheit der Führung Gottes lebt tief verwurzelt in den Tagträumen, in den Gedanken, den Gefühlen, in der Welt, in der man lebt.
Die Hingabe aber erfordert das Verlassen der Norm, das Risiko, nicht mehr wie bisher funktionieren zu können – wie man es eben gelernt hatte. Es ist natürlich, dass man da unglaublich alten Spuren der Konditionierung begegnet.
Menschen denken manchmal, wenn sie der Aggression, die in ihnen brodelt, freien Lauf lassen würden, dann würden sie alle umbringen…. Aber das sind nur kindliche Fantasien, was dann geschehen würde…
Wenn man effektiv diesen Weg der Freilegung begeht, erkennt man die perfekte Selbstregulation der Dinge, die man bisher glaubte, selber in die Hand zu nehmen. Die Tendenzen beruhigen sich augenblicklich – sie waren ja nur Symptom, dass sie das Gefängnis und die Diktatur des Bisherigen nicht mehr aushalten konnten.
Das Heraustreten aus der Funktion ist ein ganz fester Bestandteil der Auflösung, die auf dem inneren Weg zu geschehen hat.
Es ist ja gerade die Crux der Menschen, dass sie ständig funktionieren. Das
Eingenommen-Sein in diesem Räderwerk ist Leid. Solange die Uhr tickt, halte ich mich über Wasser, überlebe ich. Wenn ich nicht mehr funktioniere, gehe ich unter.
Wenn man den Mut hat, die Disfunktion zuzulassen und aus der Maschinerie ausbricht, ohne gewaltsam etwas dagegen zu tun, dann ist das genau der Moment, in dem wirkliche Transformation geschehen kann.
Das ist die Herausforderung der Hingabe und zeigt die Ernsthaftigkeit auf dem Weg. Die Sozialisation hat einen gelehrt, das Funktionieren über alles zu stellen und an der leeren Fassade festzuhalten. Die Würde der Seele treibt einen zur Hingabe an den unbändigen Willen Gottes, wo kein Stein mehr auf dem anderen liegen bleibt.
27. Juni 2009
Dringlich
Welchen Platz und welche Priorität hat die Frage „Was ist das, was ich wirklich will?“ in seinem Leben?
Wie stark brennt das Feuer?
Man braucht immer wieder eine Erneuerung, die eigene Entscheidung, eine radikalere Annäherung zu leben, um die Prioritäten wieder zu Recht zu rücken. Weil uns die unwesentlichen Wege gelehrt wurden, gehen wir sie auch und verlieren uns in ihnen.
Keine Zeit zu haben für den inneren Weg, für die spirituelle Praxis… ist im Grunde genommen eine ziemlich haarsträubende Aussage von Menschen, die sich im Unwesentlichen verloren haben.
Wie kann man für die alles-umfassende Wahrheit weniger geben als Alles?
Es gibt für jeden Pilger die Auseinandersetzung mit der scheinbaren Unvereinbarkeit der äusseren Gesellschaft und des Funktionierens in ihr, der Aufgaben und Pflichten der äusseren Welt und dem Ruf der Seele.
Man kann diese Auseinandersetzung leben, indem man sich reibt mit seiner Arbeit, mit den Menschen, die einen umgeben und mit dem Geldverdienen, mit der Familie und den Kindern und der Umgebung - und so verliert man in diesem unnötigen Kampf endlos Lebensenergie.
Diese Auseinandersetzung ist eigentlich das Ringen um die absolute Priorität des inneren Weges mit den vermeintlichen Notwendigkeiten und Sachzwängen der äusseren Welt.
Wenn die Priorität effektiv zu Recht gerückt wird, zerfällt diese Reibung mit der Welt. Es waren nur Zwänge in seinem Geist, in seiner kleinen Welt, in seiner Begrenzung der Sicht der Dinge.
Aber es besteht keinerlei Notwendigkeit für keinen Menschen auf der Erde – egal in welcher sozialen Lage er sich befindet, gleichgültig welcher Tätigkeit er nachgeht – die eigentliche wesentliche Angelegenheit des Lebens hinten anzustellen. Weil er keine Zeit hat für Meditation, für Innenkehr, für Selbsterforschung und der Wahrheit zu begegnen – gerade deshalb ist er immer zu beschäftigt und unter Druck. Man kann das innere Vakuum nicht mit Substituten der Aussenwelt aufwiegen und dann noch glauben, in Frieden zu leben.
Die Ausreden, dem effektiv Wichtigen nicht den zentralen Raum in uns zu schenken, sind unendlich – aber sie zeigen ja nur auf, dass in uns die Prioritätenverschiebung geschehen ist: dass wir bereit waren, dem Dringenden, dem, was von aussen gerade auf uns zukommt, den Vorrang zu geben und die Sehnsucht der Seele zu vernachlässigen. Das Funktionieren in der Welt ist nie wesentlicher Lebensinhalt.
Die gefühlte innere Dringlichkeit auch im Leben umzusetzen ist eine Frage der Konsequenz, der Würde zur Seele, der Sehnsucht für das Wesentliche.
Durch Unwissenheit und Vergessenheit, Vernachlässigung – Ausblendung - ist diese natürliche Ordnung der Dinge durcheinander geraten. Es braucht nun ein wenig bewusste Anstrengung, diese Prioritäten wieder zu ordnen, die Umkehrung aller Werte wieder zu leben, die Verdrehung wieder zu korrigieren.
Und dabei bedarf es auch der Achtsamkeit, damit die Disziplin, die Ausdauer und die Treue, die auf diesem Pfad der Prioritätenzurechtrückung notwendig sind, nicht in Rigidität, falsches Pflichtbewusstsein und Monotonie übersetzt werden. Es ist ein lebendiger Weg, auf dem man sich immer wieder überprüft und selbst Dinge, die einmal förderlich waren, können zu Hindernissen werden.
Wie stark brennt das Feuer?
Man braucht immer wieder eine Erneuerung, die eigene Entscheidung, eine radikalere Annäherung zu leben, um die Prioritäten wieder zu Recht zu rücken. Weil uns die unwesentlichen Wege gelehrt wurden, gehen wir sie auch und verlieren uns in ihnen.
Keine Zeit zu haben für den inneren Weg, für die spirituelle Praxis… ist im Grunde genommen eine ziemlich haarsträubende Aussage von Menschen, die sich im Unwesentlichen verloren haben.
Wie kann man für die alles-umfassende Wahrheit weniger geben als Alles?
Es gibt für jeden Pilger die Auseinandersetzung mit der scheinbaren Unvereinbarkeit der äusseren Gesellschaft und des Funktionierens in ihr, der Aufgaben und Pflichten der äusseren Welt und dem Ruf der Seele.
Man kann diese Auseinandersetzung leben, indem man sich reibt mit seiner Arbeit, mit den Menschen, die einen umgeben und mit dem Geldverdienen, mit der Familie und den Kindern und der Umgebung - und so verliert man in diesem unnötigen Kampf endlos Lebensenergie.
Diese Auseinandersetzung ist eigentlich das Ringen um die absolute Priorität des inneren Weges mit den vermeintlichen Notwendigkeiten und Sachzwängen der äusseren Welt.
Wenn die Priorität effektiv zu Recht gerückt wird, zerfällt diese Reibung mit der Welt. Es waren nur Zwänge in seinem Geist, in seiner kleinen Welt, in seiner Begrenzung der Sicht der Dinge.
Aber es besteht keinerlei Notwendigkeit für keinen Menschen auf der Erde – egal in welcher sozialen Lage er sich befindet, gleichgültig welcher Tätigkeit er nachgeht – die eigentliche wesentliche Angelegenheit des Lebens hinten anzustellen. Weil er keine Zeit hat für Meditation, für Innenkehr, für Selbsterforschung und der Wahrheit zu begegnen – gerade deshalb ist er immer zu beschäftigt und unter Druck. Man kann das innere Vakuum nicht mit Substituten der Aussenwelt aufwiegen und dann noch glauben, in Frieden zu leben.
Die Ausreden, dem effektiv Wichtigen nicht den zentralen Raum in uns zu schenken, sind unendlich – aber sie zeigen ja nur auf, dass in uns die Prioritätenverschiebung geschehen ist: dass wir bereit waren, dem Dringenden, dem, was von aussen gerade auf uns zukommt, den Vorrang zu geben und die Sehnsucht der Seele zu vernachlässigen. Das Funktionieren in der Welt ist nie wesentlicher Lebensinhalt.
Die gefühlte innere Dringlichkeit auch im Leben umzusetzen ist eine Frage der Konsequenz, der Würde zur Seele, der Sehnsucht für das Wesentliche.
Durch Unwissenheit und Vergessenheit, Vernachlässigung – Ausblendung - ist diese natürliche Ordnung der Dinge durcheinander geraten. Es braucht nun ein wenig bewusste Anstrengung, diese Prioritäten wieder zu ordnen, die Umkehrung aller Werte wieder zu leben, die Verdrehung wieder zu korrigieren.
Und dabei bedarf es auch der Achtsamkeit, damit die Disziplin, die Ausdauer und die Treue, die auf diesem Pfad der Prioritätenzurechtrückung notwendig sind, nicht in Rigidität, falsches Pflichtbewusstsein und Monotonie übersetzt werden. Es ist ein lebendiger Weg, auf dem man sich immer wieder überprüft und selbst Dinge, die einmal förderlich waren, können zu Hindernissen werden.
2. März 2009
Augenblick
Mein sind die Tage nicht, die mir die Zeit genommen,
Mein sind die Tage nicht, die etwa mögen kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht,
so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.
(F. Rückert – „Die Weisheit der Brahmanen“)
Diese Aufmerksamkeit im Augenblick schenkt einen neuen Zugang zur Welt.
Man war es sich gewöhnt, sich an etwas zu erfreuen, anstatt einfach darin zu schwimmen.
Es ist eine erfahrbare Nähe Gottes, in welcher alle Tränen abgewischt werden. Da zerfallen die lang gehegten Hoffnungen auf ein anderes Sein. Die stammen von einer nostalgischen Erinnerung an ein verlorenes Paradies.
Im reinen Nun können die verschiedenen Zeitdimensionen, in denen wir uns in Angst, Berechnung, Sorge und Erwartung bewegen, ihre bannende Kraft verlieren.
Die kleinen Hoffnungen auf einen besseren Zustand trivialisieren das Jetzt.
Das Sorgen, was wir essen, was wir tun sollen, was aus uns werden soll, (Matthäus 6,25 ff) ist Ausdruck der Nichtwahrnehmung von Gottes Umgebenheit.
Meditative Achtsamkeit verwandelt die profane Welt in Besonderheit. Man wird darin dem Zweckdenken enthoben, da es in der Tätigkeit nicht um Erledigung einer Aufgabe geht, sondern nur das Wunder des Lebens dankbar wahrzunehmen – während man all das verrichtet, was es im Aussen zu tun gibt. Man tut normalerweise so viele Dinge, ist aber unfähig, die Intensität des Lebens wahrzunehmen und das macht einen noch unruhiger, da man in allem, was man tut, das Gefühl hat, am Wesentlichen noch vorbei gelebt zu haben.
Diese Wachheit des Momentes lässt einen jeden Augenblick lebendig sein und nicht nur in einigen wenigen. „Das Wunder ist nicht, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen“, lehrt Thich Nhat Hanh.
Diese Gegenwärtigkeit und Präsenz im Moment scheint ein Gegensatz zur Eschatologie zu sein, zur beständigen Frage: „und dann?“, zur Ausrichtung auf die letzten Dinge.
Eingleisigkeit funktioniert nie in einem komplexen Universum. Wenn diese tiefe Ausrichtung auf das Letztendliche, auf Gott die Basis ist, dass ist tatsächlich das ganze Leben ein Sein auf Gott hin und nicht ein „Sein zum Tode hin“ (Heidegger). Ohne den Bezug zur letztendlichen Wirklichkeit jenseits unserer momentanen Umgebung, bleibt das Gefühl, seine Zeit zu verschwenden, die Unruhe.
Wenn das Jetzt die Basis ist, merkt man, dass man augenblicklich enthoben von allen Bedürftigkeiten sein kann.
Die Eschatologie im Krieg sucht nur die Sicherheit. Das heisst, die Ausrichtung auf das Letztendliche im Zustand des Leidens, im Zustand der Unversöhntheit benützt und instrumentalisiert diese nur, um sich seiner Beschwerlichkeiten zu entledigen. Das wesentliche Fragen nach eschatologischen Werten bezieht sich nie auf das Praktische, nie aus einer Enthebung der Leidenssituation. Die Wahrheit steht nicht in Dienste der Bedürftigkeit.
Die Gegenwärtigkeit und Präsenz im Moment ohne Eschatologie ist flach und blind. (Himbeere essen und zufrieden sein).
Aber Eschatologie ohne Verankerung im Augenblick ist Flucht, Projektion infantiler Bedürftigkeit, die in einer kindlichen Jenseitsvorstellung endet.
Mein sind die Tage nicht, die etwa mögen kommen.
Der Augenblick ist mein, und nehm ich den in acht,
so ist der mein, der Zeit und Ewigkeit gemacht.
(F. Rückert – „Die Weisheit der Brahmanen“)
Diese Aufmerksamkeit im Augenblick schenkt einen neuen Zugang zur Welt.
Man war es sich gewöhnt, sich an etwas zu erfreuen, anstatt einfach darin zu schwimmen.
Es ist eine erfahrbare Nähe Gottes, in welcher alle Tränen abgewischt werden. Da zerfallen die lang gehegten Hoffnungen auf ein anderes Sein. Die stammen von einer nostalgischen Erinnerung an ein verlorenes Paradies.
Im reinen Nun können die verschiedenen Zeitdimensionen, in denen wir uns in Angst, Berechnung, Sorge und Erwartung bewegen, ihre bannende Kraft verlieren.
Die kleinen Hoffnungen auf einen besseren Zustand trivialisieren das Jetzt.
Das Sorgen, was wir essen, was wir tun sollen, was aus uns werden soll, (Matthäus 6,25 ff) ist Ausdruck der Nichtwahrnehmung von Gottes Umgebenheit.
Meditative Achtsamkeit verwandelt die profane Welt in Besonderheit. Man wird darin dem Zweckdenken enthoben, da es in der Tätigkeit nicht um Erledigung einer Aufgabe geht, sondern nur das Wunder des Lebens dankbar wahrzunehmen – während man all das verrichtet, was es im Aussen zu tun gibt. Man tut normalerweise so viele Dinge, ist aber unfähig, die Intensität des Lebens wahrzunehmen und das macht einen noch unruhiger, da man in allem, was man tut, das Gefühl hat, am Wesentlichen noch vorbei gelebt zu haben.
Diese Wachheit des Momentes lässt einen jeden Augenblick lebendig sein und nicht nur in einigen wenigen. „Das Wunder ist nicht, auf dem Wasser zu wandeln, sondern auf der Erde zu gehen“, lehrt Thich Nhat Hanh.
Diese Gegenwärtigkeit und Präsenz im Moment scheint ein Gegensatz zur Eschatologie zu sein, zur beständigen Frage: „und dann?“, zur Ausrichtung auf die letzten Dinge.
Eingleisigkeit funktioniert nie in einem komplexen Universum. Wenn diese tiefe Ausrichtung auf das Letztendliche, auf Gott die Basis ist, dass ist tatsächlich das ganze Leben ein Sein auf Gott hin und nicht ein „Sein zum Tode hin“ (Heidegger). Ohne den Bezug zur letztendlichen Wirklichkeit jenseits unserer momentanen Umgebung, bleibt das Gefühl, seine Zeit zu verschwenden, die Unruhe.
Wenn das Jetzt die Basis ist, merkt man, dass man augenblicklich enthoben von allen Bedürftigkeiten sein kann.
Die Eschatologie im Krieg sucht nur die Sicherheit. Das heisst, die Ausrichtung auf das Letztendliche im Zustand des Leidens, im Zustand der Unversöhntheit benützt und instrumentalisiert diese nur, um sich seiner Beschwerlichkeiten zu entledigen. Das wesentliche Fragen nach eschatologischen Werten bezieht sich nie auf das Praktische, nie aus einer Enthebung der Leidenssituation. Die Wahrheit steht nicht in Dienste der Bedürftigkeit.
Die Gegenwärtigkeit und Präsenz im Moment ohne Eschatologie ist flach und blind. (Himbeere essen und zufrieden sein).
Aber Eschatologie ohne Verankerung im Augenblick ist Flucht, Projektion infantiler Bedürftigkeit, die in einer kindlichen Jenseitsvorstellung endet.
Die Verwandlung von Ronald Nixon
Transformation von Ronald Nixon
- die erstaunliche Geschichte eines Engländers, der 1928 in Vrindavan in die Krishna-Bhakti eingeweiht wird.
von Krishna candra (www.ananda-dham.com)
Geboren wurde er 1898 in einer christlichen Familie in England. Er studierte englische Literatur und danach wollte er sich ernsthaft dem Studium des Buddhismus widmen, was ihm aber aufgrund des Ausbruches des ersten Weltkrieges verunmöglicht wurde. Er wurde einberufen und als die deutsche Armee 1918 Belgien besetzt hatte, flog er mit der Royal Air Force einen Angriff.
Alle Flugzeuge der Engländer wurden dabei abgeschossen und er sah seine Piloten-Kumpanen alle in den Tod stürzen. Auch Nixons Flugzeug wäre abgestürzt, hätte nicht eine übernatürliche Kraft eingegriffen und den Steuerknüppel umgerissen. Als sein Flugzeug nun abwärts glitt, verlor er das Bewusstsein und erwachte erst wieder in einem Militärspital in London.
In seinem Genesungsprozess fragte er, wer ihn aus Belgien dahin gebracht hatte, und wie es möglich sei, dass er den Absturz überlebt hätte, was ihm aber niemand beantworten konnte. Im Spital hörte er mehrmals im Halbtraum eine klare Stimme, die ihm zusprach: “Ich habe dich gerettet, und du wirst mich in Indien finden!”
Kaum war er wieder auf den Füssen, suchte er nach einer Gelegenheit, nach Indien zu gehen. Zu der Zeit war gerade der Rektor der Universität Lucknow, Jnanendra Nath Cakravarti, in London, der einen Englisch-Lehrer suchte. Tief beeindruckt von Nixons intellektueller Brillanz, aber auch aufgrund seines Interesses in orientalischer Philosophie, offerierte er ihm den Posten.
So lebte er in Lucknow im Hause des Professors und seiner Frau Monika Devi, einer hoch gebildete, aber tief religiöse Frau. Dr. Cakravarti war einer der führenden Theosophen seiner Zeit, ein Freund von Blavatsky und Besant.
Neben seiner Anstellung als Lehrer setzte Nixon seine Suche nach dieser Stimme fort. Er studierte Pali und las die buddhistischen Original-Texte und praktizierte buddhistische Meditation. Er spürte aber bald, dass die Stimme nicht von hier kam. So lernte er Sanskrit und studierte die Upanishaden, die Bhagavad Gita und das Srimad Bhagavatam, was ihn tief bewegte.
Die Schlüsselfigur aber war Monika Devi. Äusserlich betrachtet war sie eine moderne Frau, die mit ihrem Mann nach Europa und Amerika reist, in gesellschaftlichen Anlässen immer alle unterhält, Witze macht und Geschichten erzählt. Aber in ihr war auch eine mystische Seite, die aber meistens verborgen blieb. Nur wenn Bhajans gesungen wurden über Krishna, dann sass sie nur noch ganz still und bewegungslos da und Tränen kollerten konstant über ihre Wangen. In solchen Momenten konnte man erahnen, dass sie in einer gänzlich anderen Welt zu Hause war.
Das war aber genau die Seite in ihr, die Nixon nicht entging. Manchmal sah er sie mitten in den Partys verschwinden und erst nach Stunden mit verweinten Augen wieder zurückkommen. Als er ihr einmal heimlich folgte, sah er sie bewusstlos vor einem kleinen Bild liegen. Er wartete und nach Stunden erwachte sie wieder und leuchtete über das ganze Gesicht. Sie strahlte einen unbegreiflichen Frieden aus.
Nixon spürte, dass er nun dieser mystischen Stimme, die im Londoner Spital vor Jahren zu ihm sprach, ganz nahe war. Nun wollte er alles wissen.
Am nächsten Tag rief sie Nixon in ihr Zimmer und sagte ihm: „In jedem Körper ist die unvergängliche Seele das Zentrum. Wenn man zur Seele hin erwacht, ist man eine gänzlich andere Persönlichkeit. Da erkennt man die Höchste Seele, Bhagavan und umarmt seine Füsse. Immer wieder ruft er mich und ich kann nicht widerstehen. Er ist in mein Leben gekommen.
Ich war anfänglich auch interessiert an der Theosophie, aber die Philosophie der Gita empfand ich als umfassender. So ging ich einmal nach Vrindavan und nahm spirituelle Einweihung von Balakrishna Goswami vom Radha-Raman Tempel. Seit da bin ich absorbiert im Krishna-Prema-sadhana. Eigentlich möchte ich meine Ausrichtung geheim halten, aber Krishna ist so frech, dass er mich manchmal einfach zu sich in seine unbeschreiblich wunderbare Gemeinschaft hinzieht.“
Nixon begann da mit Bhakti-sadhana unter der Führung von Monika Devi. Sie nahm ihn nach Vrindavan zum Radha-Raman Tempel mit. Anfänglich wollten ihn die Priester nicht hineinlassen, da Engländer auch Tempel zerstörten. Als er vor Radha-Raman stand, war es ihm ganz klar, dass er angekommen war zu Hause. Er hatte ihn vor Jahren schon gerufen. Er war diese Stimme, die ihn in England gerettet hatte. Die Reise über unendlich viele Leben in der Einöde kam zu einem Ende.
Jnanendra Cakravati erhielt den Posten des Rektors der Hindu Universität in Benares. Die Studenten aus Lucknow baten Nixon, zu bleiben, da sie ihn liebten und begeistert waren von seiner Gelehrsamkeit, seiner Klarheit in philosophischen Gedanken und vor allem von seiner völligen Absenz von Selbstsucht.
Aber er wollte nur weiter von Monika Devi lernen und so nahm er eine einfache Lehrer-Anstellung an und hatte viel Zeit, in der heiligen Atmosphäre von Benares. Hier begann er emsig und beharrlich mit seiner Yoga-Praxis. „Mit seiner angeborenen britischen Verbissenheit und Zähheit“, schrieb Sri Aurobindo einmal über ihn.
Als er dort einmal eine Vorlesung über die Aura Shivas gab, fragte ihn ein ultra-modern eingestellter Inder, was er als Westler denn in dieser schmutzigen Stadt von Staub und Lärm zu verehren gefunden habe? Mit einem strahlenden Lächeln antwortete er: „Gold-Staub, mein Freund, und die Musik der Ganga.“
1928 wollte Nixon Sannyasa (den lebenslangen Mönchstand) von ihr bekommen. Monika ging nach Vrindavan und erhielt selber die Sannyasa-Einweihung und hiess fortan „Yasoda Ma“. Nixon taufte sie „Krishna Prem“.
Es war unglaublich. Eine Frau, die im Luxus geboren war und der alles, was sie wollte, zur Verfügung stand, wurde nun eine Nonne und schnitt ihr Haar ab. Krishna Prem war vielleicht der erste Europäer, der Vaishnava-Einweihung erhielt. Er tauschte seine europäische Kleidung in die Saffran-Roben eines hinduistischen Mönches, hat Tulasi um den Hals getragen und einen Tilak auf seiner Stirn.
Krishna Prem trug auf seinen Reisen immer einen kleinen Deity von Krishna mit sich. In Madras traf er bei einer Konferenz auf eine englische Frau, die richtig erschüttert war, einen gebildeten Engländer zu sehen, der sich offensichtlich als Hindu verstand – Tulasi-Ketten um seinen Hals und in saffrane Tücher gekleidet - für sie war das ein Anachronismus im 20. Jahrhundert. Sie konnte sich nicht zurückhalten und schalt ihn: „Schämst du dich nicht, du Abtrünniger, mit diesen Eingeborenen zu verkehren und mit den Merkmalen des Aberglaubens zu parodieren, deine Heimat zu verraten und das Christentum zu verstossen?“ Sie tobte weiter, während Krishna Prem sie ganz still anlächelte, was noch mehr zu ihrem Zorn beitrug. „Was hast du denn gewonnen, nachdem du dein Vaterland, deine Kultur, deine Religion zurückgelassen hast?“ Er schaute auf seinen kleinen Deity und antwortete strahlend: „Ich haben Ihn bekommen, Madame, meinen Krishna.“
Yasoda Ma, ihre Tochter Moti Rani und Krishna Prem etablierten 1931 einen Ashram am Fusse der Himalayas, 27 Km Fussweg von Almora entfernt. Sie nannten ihn „Uttar-Vrindavan“ (das höher gelegene Vrindavan). Ein kleiner staubiger Pfad führte dahin, und die letzten 3 Km waren selbst für die Pferde zu steil. Der Ashram war ein Blumenparadies.
Gertrude Emerson, die Tochter von Ralph Waldo Emerson, lebte in der Nähe von Almora und besuchte Krishna Prem manchmal im Ashram.
„Alle paar Jahre kam er zu uns. Im Ashram gab es kein Radio und keine Zeitungen. Bei uns nahm er die Zeitung in die Hand, überflog sie kurz und bemerkte: „Wie ich sehen kann, sind es immer noch die gleichen Neuigkeiten wie vor ein paar Jahren. Dort ein Krieg, höhere Steuern, so viele Tote in einer Katastrophe, Unfälle… Aber ist irgendwo wirklich etwas geschehen?“
Wir hörten am Radio (das war während des zweiten Weltkrieges) die News aus Dehli gesendet. Er setzte sich im Yogasitz hin und lernte Sanskrit-Verse. „Hörst du das Radio überhaupt“, fragte ich ihn. „Ja, ein Sprechen von einem anderen Planeten, eine Art unverständliches Hintergrund-Geräusch.“
Später wurde die Ashram Familie noch durch zwei Engländer erweitert. Madhava Ashisha, der aus England gekommen ist, um im zweiten Weltkrieg als Ingenieur in Indien zu arbeiten. Als der Krieg vorbei war, gönnte er sich einen kurzen Ferienaufenthalt in den Himalayas. Er hörte von dem Ashram, besuchte Krishna Prem und blieb dann gleich im Ashram. Er ging nie wieder zurück nach England. Der andere war Dr. Alexander, der sich vom Posten des Chefarztes in Lucknow zurückgezogen hatte. Er nahm Ma als seinen Guru an und blieb dann auch in Uttar Vrindavan.
Yasoda Ma sagte Ronald Nixon bei der Einweihung:
„Selbst wenn du keine einzige Erfahrung mehr machst in gesamtem Leben, dann darfst du den Pfad nicht aufgeben!“ Die Hingabe funktioniert nie in der Halbherzigkeit.
Dann sagte sie ihm: „Krishnabewusstsein ist etwas Unmittelbares. Wenn du in den ersten 6 Monaten keinen Vorgeschmack auf Ewigkeit erlebst, hast du Zeit verschwendet.“
Einerseits braucht es die Entschlossenheit, immer weiterzugehen, auch wenn nichts mehr gefühlt und erlebt wird und andererseits bedarf es des Sprungs in die Gegenwart Gottes, die keine Konditionen stellt. „Bist du bereit alles zu geben, ohne etwas dafür zu bekommen?“, fragte Krishna Prema seine Gäste sehr oft.
Erfahrungen sind Vorboten der Wirklichkeit, und dennoch sind sie auch substanzlos, kommen und gehen wie der Wind. Viele hatten Öffnungs-Erfahrungen, aber nicht die Treue, weiterzugehen.
Man nimmt die wandelnde Welt (auch seine Erfahrungen) wahr, ohne sich in ihr (ihnen) zu verlieren.
Erleuchtung geschieht einen nicht einfach, sondern sehr unmerklich. Pade pade uparamed, buddhi drithya grihitaya (Bg 6.25) Genau wie das Einschlafen.
Und dennoch bedarf es der Dringlichkeit, genau zu wissen, wo es den Sprung zu nehmen gilt. Um den Abgrund zu überqueren reichen nicht ein paar kleine Hüpfer.
Der Epilog in seinem Buch „Initiation into Yoga“ lautet:
„Das feinste Holz stammt von den langsam wachsendsten Bäumen. Derjenige, der erwartet, dass er nach einigen Monaten zu einem Yogi gediehen ist, oder selbst nach ein paar Jahren der Praxis, wird sicherlich enttäuscht werden. Derjenige aber, der die Aufrichtigkeit und den Mut aufbringt, allem zu begegnen, was in den Katakomben seines Geistes verborgen war, und der die Berharrlichkeit hat, weiterzugehen, selbst wenn Schwierigkeiten im Innern und im Aussen auftreten, der demütig ist, anzuerkennen, dass alles, was er schon gemacht hat, eigentlich nur die ersten paar Schritte auf einer enorm riesigen Reise sind, demjenigen ist es sicher, etwas zu erlangen, das er nicht einmal dann hergeben würde, wenn er die gesamte Welt dafür bekäme. Sri Krishna spricht in der Gita davon, dass ein Sucher nach Yoga weit über die Hoffnungen und Ängste der gewöhnlichen Religion hinausgeht und selbst der kleinste Fortschritt in dieser Lebensaufgabe (dharma) befreit einem vor der grössten Angst (BG 6.44 und 2.40)
Eines Nachts, als Krishna Prema alleine im Ashram war, hörte er eine Stimme, die ihn gerufen hatte. „Dada, Dada!“ (Bruder).
Er wunderte sich, konnte aber niemanden sehen und schlief weiter. Dann hörte er wieder einen lieblichen Ruf aus dem Tempel heraus. „Dada, ich habe kalt.“
Ein Zittern durchlief seinen Körper. Er lief in den Tempel hinein und sah, dass ein Fenster offen war. Er deckte Gopal mit einem Chaddar zu und fragte ihn: „Thakurji, du frierst auch?“
Ein Strom von Tränen floss Gopal die Wangen hinunter.
Krishna Prem war erschüttert, konnte sich aber mit grosser Anstrengung zusammen nehmen und wischte Gopal die Tränen mit seinem eigenen Nachtkleid ab.
Warum weinte Krishna? Krishna Prema hat ihn doch nur gefragt, ob er friere.
Im Caitanya Caritamrta sagt Krishna selber:
sakale jagate mora…. (CC 1.3.15-16)
„Auf der ganzen Welt werde ich geehrt durch Ehrfurcht und aufgrund der Angst vor Konsequenzen, wenn man es nicht tut. Hingabe, die durch solche Verehrung geschwächt ist, wirkt auf mich nicht wirklich anziehend.“
Krishna ist nicht nur allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und immer in seinem Selbst zufrieden (atmarama). Seine Allumfassendheit beinhaltet auch die Antithese davon: pararama, Gott, der ganz und gar auf seine Geweihten angewiesen ist und ohne sie keine Freude empfinden kann. Die ganze Welt schaut immer nur auf die eine Seite des majestätischen Aspektes, aber Vrindavan schenkt den Seelen einen Einblick in die Vertraulichkeit des pararama.
Hier ist Gott nicht unabhängig – der Bhakta badet ihn, er gibt ihm zu Essen, singt und tanzt für ihn in Liebe, und er nimmt ihren Dienst mit Liebe an und geniesst es. Er geniesst es, weil er sich wirklich danach sehnt, weil er im Austausch der Liebe seine Vollständigkeit, seine Allmacht, seine Unendlichkeit im Taumel der Liebe überschreitet.
Sehnen impliziert Unvollständigkeit. Der unendliche Herr, der alles schöpft, erhält und wieder auflöst, hat nie Mangel. Liebende Vergessenheit bedeckt seine Unbegrenztheit, dass er nun wirklich hungrig ist und sich wirklich nach dem Austausch mit der Seele sehnt. Und er hat kalt.
Das ist Teil seiner unglaublichen Grösse – der Herr, der immer jenseits aller Welten und der darin verknüpften Empfindungen ist, fühlt ähnlich, wie eine gewöhnlich innerweltliche Wahrnehmung. Aber gleichzeitig bleibt er in seiner Unberührtheit. Dieses Phänomen der Liebe gilt in den Veden als die letztliche Vollkommenheit des Absoluten.
„Das Leben ist wie ein wilder Fluss, der alle Wesen, Männer, Frauen, Kinder, Tiere und die gesamte Natur mitreisst hin zum Meer des Todes. Dinge scheinen beständig, weil sie gerade mit uns fliessen – aber alles eilt zur Auflösung hin. Alle Arrangierungen helfen uns nicht, da sie im gleichen Fluss stecken.
Aufgehobenheit gibt es nur, wenn man zum Ufer hingelangt. Das Ufer des Flusses, welches immer ganz nahe ist, ist Gott – mit was für Namen du ihn auch immer ansprichst.“
(Yoga of the Bhagavad Gita)
Als er gefragt wurde, was sein Verständnis von Gnade sei, erwidert er: „Wenn jemand in dieser Welt von Staub und Lärm sich selber vollständig als „atma-huti“ (Opfergabe) schenkt, sich selber verzehrt in der Flamme göttlicher Liebe, dann gibt es eine ungeheure Explosion – das ist die Gnade.
Krishna Prems Beziehung zu Radha-Krishna wurde immer intimer im Verlaufe der Jahre. Sunila und seine Frau Arati waren Schüler von ihm. Sie lebten in Allahabad und kamen gelegentlich auf Besuch in Almora.
Nach dem zweiten Weltkrieg hatten sie kein Geld für die lange Zugsreise und Arati verkaufte ihre goldenen Armreifen, um ihren geistigen Meister wieder sehen zu können.
Nach einigen Tagen im Ashram kam Krishna Prem mit einem goldenen Armreif aus dem Tempel und fragte Arati, was sie denn mit den ihren gemacht habe. Sie wollte das nicht preisgeben und schaute scheu auf den Boden.
Krishna Prema lächelte und sagte ihr, dass er alles wisse und dass Radharani ihm von ihrer Begierde, hier in den Ashram zu kommen, erzählt hätte. Sie hätte ihm nun den Armreif von ihr für sie gegeben. Sie fiel ohnmächtig zu Boden und als sie wieder erwachte, wusch sie mit ihren eigenen Tränen die Füsse ihres geistigen Meisters.
Obwohl Krishna Prem viele westliche Schüler hatte, akzeptierten ihn selbst viele Inder als ihren Lehrer. Er wurde als lebender Vaishnava-Heiliger geachtet. Obwohl er keine Mission der Verbreitung organisierte und über 30 Jahre in der Einsamkeit des Ashrams in den Bergen lebte, so schrieb er doch drei literarische Werke („search for truth“, „Yoga of Bhagavad gita“ und „Yoga of Kathopanishad“) und unzählige Briefe an Freunde in Indien und ausserhalb. In diesen Briefen gewährte er tiefen Einblick in seine persönliche hingebungsvolle Praxis und seine Verwirklichungen.
In seinem Einführungsbuch „Initiation into Yoga“ schreibt er:
„Eines der grössten Hindernisse um der Wahrheit zu begegnen ist der allgemeine Glaube unter religiösen Menschen, dass die Wahrheit niedergeschrieben sei in einem Buch, welches für sie dann das „heilige Buch“ konstituiert.“
Er gesteht natürlich zu, dass heilige Texte eine grosse Hilfe für den Suchenden darstellen können, „aber die Haltung blinden Annehmens dessen, was in einem Buch steht, ist sicherlich hinderlich und hält einen ab, das Wahre zu erlangen. Das Buch besteht aus ein paar schwarzen Zeichen auf einem weissen Blatt und was diese Zeichen einem bedeuten, hängt von den Ideen in unserem Geist ab, und diese wiederum von den Erfahrungen, die man in dieser Welt durchmachte. Die heiligen Schriften sind Srutis – wenn der Inhalt von einer verwirktlichten Seele gehört wird, haben sie plötzlich faszinierende Substanz. Das Lesen ist dann die Wiedererinnerung an den Eindruck, den man in der Gegenwart des Heiligen bekommen durfte. Aber ohne diese lebendige Berührung mit dem Inhalt sind die Bücher ziemlich wertlos.“
„Die eigene Sehnsucht nach Wahrheit hallt als Echo wider im Studium heiliger Texte.
Wenn das innerste Gewissen dann die heiligen Texte bestätigt, und man erkennt, dass dies nur die schriftliche Niederlegung einer effektiv nachlebbaren Erfahrung ist, dann spielt es keine Rolle, aus welcher Tradition die zu uns kommt. Dann legt man die historische Datierung des Textes und die Übereinstimmung mit bisherigen eigenen Glaubensanschauungen weg und widmet sich mit ganzem Herzen. Dann wird der Weg zur darin angelegten Erfahrung offen sein.
Die Seele muss zuerst einmal eine Wegstrecke gehen und die Gegenwart dieser inneren Führung wahrnehmen, bevor die Präsenz des äusseren Guru notwendig wird oder überhaupt erst hilfreich.”
Der Pfad, für welchen Krishna Prem seine Leser begeistern möchte, „ist ein Weg, der zu allen Zeiten existiert hat, in allen Ländern, obwohl die Namen, die ihn bezeichnet haben, ganz unterschiedlich waren.
Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten, formen eine Geschwisterschaft, die viel tiefer geht als alle familiären Beziehungen. Selbst wenn man sich nie zuvor begegnet ist, spürt man die Verbundenheit… ein wahrer Gegenpol zu einer Welt der Gier und Konkurrenz.“
„Dieser Pfad hat eine gestörte Beziehung mit organisierten und offiziellen Religionen. Obwohl der Weg die gemeinsame versteckte Basis aller Religionen ist, so hat er dennoch sehr wenig mit einer Religion gemein. Die Lehrer dieses Pfades haben fast universale Feindseligkeiten von der Seite der organisierten Religionen erfahren.“
Auf diesem Weg gibt es gemäss Krishna Prema keine Abkürzungen oder psychische Tricks, durch die man Hass in Liebe transformieren könnte, Gier in Gelassenheit und Dumpfheit in Weisheit.
„Diese Umwandlungen sind keine einfache Aufgabe und es gibt keinen mechanischen Weg, sie zu bewerkstelligen. Es braucht mehrere Leben der Vorbereitung und niemand kann diesen Weg begehen wenn er sich nicht mit grösster Sorgfalt widmet – unvergleichbar mehr Aufmerksamkeit als wir je in irgendetwas dieser Welt investiert hatten.“
„Ständige Konsistenz und Übereinstimmung in allen Anschauungsfragen ist nur für Kleingeister wichtig. Der echte Sucher stürzt sich vertrauend in die Seinsverunsicherung. Er verlässt die Burg der vermeintlichen Geborgenheit. Unser Urgrund, Sri Krishna, bereitet in allem Geborgenheit. Aber er ist nicht berührbar nur in der Sehnsucht nach Geborgenheit, sondern allein im brennenden Wunsch nach Ihm selbst.
(All diese Zitate stammen aus seinem Werk “Initiation into yoga”)
Auch sein grösseres Werk „Yoga of the Bhagavad gita“ beginnt Krishna Prem mit einer Infragestellung von Schriften. Er weist sowohl die sektiererische Aneignung und Besitzergreifung der Gita von der fundamentalistisch geprägten Tradition zurück, als auch der rein intellektuelle Weg der Vernunft.
„In der Geschichte hat jeder Lehrer, der sich auf vedantische Autorität berufen hat, einen Kommentar zu Gita geschrieben, um aufzuzeigen, dass sie ihre Anschauung unterstützt. In der Folge findet man Kommentare aus verschiedensten Blickwinkeln aus geschrieben: monistisch, dualistisch, pantheistisch, theistisch, solche, die das Yoga der Handlung betonten, andere, die Erkenntnis unterstrichen (Jnana oder Gnosis) und liebende Hingabe an das DU Gottes. All diese Lebensperspektiven finden ihren Grundsatz in der Gita und diese universale Berufung auf sie ist Hinweis auf ihre Allumfassendheit und ihr autoritativer Status.“
„Der Pfad der Bhagavad gita ist nicht das Privileg der Hindus noch irgendeiner Konfession. Es kann – mehr oder weniger tief vergraben – in allen Religionen erfasst werden oder existiert jenseits aller formellen Religionen. Das ist der Grund, weswegen die Gita, obwohl indischen Ursprunges, geeignet ist, den Suchern auf der ganzen Welt Wegmarkierung, Anhaltspunkt und Anleitung zu sein.
In seinem Buch “Yoga of the Bhagavad Gita” zitiert Krishna Prem ausführlich aus den Upanishaden, Plato und Plotinus, theosophische Werke, aus den Lehren Buddhas aus der Perspektive des Theravada und Mahayana, sowohl aus christlichen Texten, britischen Romantikern, Jungs Studien und bezieht auch moderne Psychologie mit ein.
Yasoda Ma und Krishna Prem waren immer eng miteinander verbunden.
Viele Leute kamen mit Fragen in den Ashram. Yashoda Ma sass da und sagte, sie sollen Gopal (ihr Kosename für Krishna Prem) fragen, der ihnen perfekt antworten könne. Er sagte: „Ein Wort von ihr bewegt viel mehr als 10 Vorträge von mir.“ Die Hingabe zum Guru, aus der alle Erkenntnis strömt, war ihm immer der zentrale Fokus.
Yasoda Ma hatte auch tiefe Liebe für ihren Gopal.
Dilip Kumar Roy, einer der berühmtesten Sänger Indiens, wohnte den Vorlesungen von Krishna Prem oft bei. Er stellte danach die Frage an Ma: „Wenn doch die Seele wirklich ist, wieso arbeite ich dann noch immer unter der Illusion, dass die Hülle die wesentlichste Realität ist und schätze sie mehr als alles andere in der Welt?“
„Wir schätzen den Körper, da er vom Herrn belebt und bewohnt wird,“ sagte Ma lächelnd, „Er macht ihn so liebenswürdig. Aber das bemerken wir noch nicht, solange wir Ihn nicht gefunden haben. Dann sieht man ganz klar, dass nichts in der Welt einfach nur für sich existiert – gesondert von Ihm. Und wenn du Ihn erkennst als das Liebste von allem Lieben, muss man dir dann sagen, du solltest Ihn wertschätzen, über Ihn meditieren oder Seine Namen singen? Dann wirst du nicht fähig sein, etwas anderes zu singen als Seine Namen. Betrachte doch Gopal (Krishna Prem). Könnte ihn irgendetwas abbringen von Seinen Füssen? Sie können es versuchen. Offeriere ihm ein Königreich oder himmlische Mädchen – ich kann dir sagen, dass er nicht einmal danach schauen wird. Weshalb? Weil er einen Einblick hatte in Seine Schönheit. Alles Schöne aller Welten zusammengenommen wirkt daneben nur blass und leer – sinnloses Tand. Dilip, ich versichere dir, dass das nicht Theorie ist, sondern ich spreche von direkter Erfahrung“
Im Herbst 1938 kam Krishna Prem mit Yashoda Ma nach Prayag, um sie von kompetenten Ärzten behandeln zu lassen. Viele Jahre lang litt sie unter verschiedensten Gebrechen und sie konnte sich gar nicht mehr alleine aus dem Bett erheben. Aber auch in diesem Leiden des Alters strahlte sie aus ihrem ausgemergelten Gesicht und eine gelassene Heiterkeit entströmte ihrem Wesen.
Wann immer sie jemand auf ihren gesundheitlichen Zustand ansprach, sagte sie, dass er sich keine Sorgen darüber zu machen brauche, da der Herr sie mit einem unbeschreiblichen Frieden gesegnet habe, der ihr konstanter Begleiter wurde und welcher allen physischen Schmerz mehr als aufwog.
„Dieser Körper ist wirklich wie ein Käfig. Derjenige, der da drin residiert, ist die effektive Person und man sollte sich nur nach ihm erkundigen und ihn erfragen. Ich habe direkt gesehen, dass dieser Seele, der Vogel der Glückseligkeit, gänzlich unabhängig von diesem Körper existiert. So was macht es denn nun aus, wenn der Käfig zerbricht?“
Als sie 1944 ihren Körper verliess, war das eine dunkle Wolke der Traurigkeit, die sich über den Ashram ausbreitete. Als Krishna Prem ihren Körper bei den Wasserfällen von Dandeshvara kremiert hatte, kam er erschöpft, müde und traurig spät zurück. Als er in den frühen Morgenstunden immer noch geschlafen hatte, tauchte sie in seinem Traum auf und sagte: „Wieso schläfst du noch immer? Es ist Zeit für Bhajan!“ Nach einiger Zeit fügte sie hinzu: „Du kannst versichert sein, dass ich immer bei dir bin – genau wie zuvor.“ „Wenn du nun so nahe bist, werde ich dich aber nie wieder sehen?“, fragte er mit Tränen in den Augen. „Wir werden uns im cinmaya (transzendentalen) Vrindavan wieder begegnen“, war ihre Antwort. Ihre Präsenz spürte er ständig bis er 1965 seinen Körper aufgab.
Seit Anfang der 30 Jahre gingen Krishna Prema und Ma jeden Winter nach Vrindavan und es entstand eine warme Beziehung mit Balkrishna Goswami vom Radharaman Temple.
Diese Freundschaft hat Krishna Prema vertraut gemacht mit dem Verständnis von Caitanya Mahaprabhu. Lange Zeit hatte er gezweifelt an der Identität von Gauranga als Sri Krishna, bis Krishna ihm in einem Traum offenbarte, dass Sri Caitanya Mahaprabhu niemand anders sei als er selber.
Krishna Prema wurde danach in Vrindavan oft mit dem Übernamen „gaura-prema-nidhi“ (einen „Ozean der Liebe für Gauranga“) angesprochen.
Nach dem Verscheiden von Yasoda Ma begann er 1948 eine längere Pilgerreise nach Südindien. In Tiruvanamalai begegnete er Ramana Maharsi.
Jeden Tag sass der Heilige auf seinem Bett und viele Meditierende setzten sich um ihn. Als sich Krishna Prema in diese überwältigende Stille setzte, hörte er dann gerade eine Stimme, die ihn immer und immer wieder fragte: „Wer bist du? Wer bist du?“
Er versuchte, diese Stimme zu ignorieren, aber sie kam immer und immer wieder wie ein unerwünschter Besucher und klopfte an seiner Türe. So formulierte er eine Antwort: „Ich bin Krishnas ewiger Diener!“ Sogleich verwandelte sich diese Stimme in: „Wer ist denn Krishna?“ Er antwortete: „Nandas Sohn.“ Aber die innere Fragerei ging wild weiter und hörte einfach nicht auf, unabhängig wie oft Krishna Prem Antworten lieferte „er ist der Herr aller Herzen, er ist der Ursprung aller Avatars…“. Tief aufgewühlt verliess er nach einiger Zeit diese „stille“ Meditation und kehrte dann erneut in die Halle zurück. Die Fragerei setzte gerade wieder ein. So rief er Radharani an. Sie offenbarte sich ihm: „Nichts existiert ausserhalb von Krishna, nichts ist neben ihm. Wie kann man ihn vollständig beschreiben? Krishna ist Krishna!“
Als er sich am nächsten Tag wieder zu den Meditierenden hinsetze, lächelte ihm Ramana zu. Er verstand, dass er es war, der all diese Fragen aufwarf. Als Krishna Prem nun die Augen schloss, umarmte ihn ein unendlicher Friede. In der Stille wandte er eine Frage an Ramana: „Kann ich demütig fragen, wer denn du bist?“ Unfreiwillig musste er kurz seine Augen öffnen und sah, dass Ramana gar nicht mehr auf seinem Bett sass. Der Sitz war leer. Er schloss die Augen wieder und öffnete sie im nächsten Augenblick wieder. Ramana sass wieder da genau wie vorher. Er merkte, dass dieses Wesen nicht wirklich in der Welt der Namen und Formen lebte.
Diese stille Konversation zwischen diesen beiden grossen Seelen zeigt verschiedene Ansätze der Transzendenzerkenntnis auf. Der Jnani forscht immer weiter und erkennt, dass jede Einsicht immer wieder vorläufig ist. Dabei muss er die Bereitschaft haben, nicht am bisher Erkannten zu kleben und immer wieder neu alles aufzugeben. Der Bhakta ergibt sein Leben und seine Seele diesem unbekannten und doch nächsten Gegenüber und wird von da her so liebevoll geführt, dass er dieser Liebe nur mit noch intensivierter Liebe antworten möchte. Alles erfährt er als Geschenk, als Offenbarung von der konzentrierten Form aller Schönheit und Liebe.
Ramana Maharsi sprach dann im engen Kreis seiner Schüler mehrmals über Krishna Prem und sagte, dass er eine seltene Verbindung von einem Jnani und einem Bhakta sei.
Auf dieser Reise trag Ronald Nixon auch Sri Aurobindo und die Mutter.
Von Tiruvanamalai ging er weiter nach Sri Rangam, wo er im Tempel eine erstaunliche Erfahrung machen durfte. Als er sich vor Sri Vishnu verneigte, verlor er das äussere Bewusstsein und sah plötzlich lächelnd Radha und Krishna vor sich stehen und hörte die magische Flöte Govindas.
Krishna Prema hat einmal geschrieben: „Wenn du das Ewige erlangen möchtest, musst du dein Boot von deinem bekannten und gesicherten Küstenwasser wegsteuern und zum anderen Ufer hingelangen. Auf seinem Sterbebett sagte er die letzten Worte: „Mein Schiff segelt nun davon“. Am 14. November 1965.
Am 26. November schreibt der Präsident von Indien, Dr. Radhakrishnan: „Ich bin zutiefst traurig zu hören, dass Sri Krishna Prem weitergezogen ist. Ich habe so viel über ihn gehört, hatte aber nie das Glück, ihm persönlich zu begegnen. Ich weiss, dass er nicht gewöhnlich war. Wir haben eine grosse Seele verloren auf dieser Erde.“
Kurz vor seinem Tod schreibt er Dilip Kumar Roy: „Man übergibt das Sterbliche als ahuti (als Gabe) der Flamme des Unsterblichen. Selbstdarbringung muss total und bedingungslos sein. Dafür setzt man alles, was nicht wesentlich ist auf das, was immer voller Substanz ist. Das ist die vollständige Ersetzung der Selbstsucht durch Krishnas lieblichen Willen.“
Quellen:
- Sri Madhava Ashish, "Sri Krishna Prem through the eyes of a disciple"
Krishna Prema, „Initiation into Yoga: An Introduction to the Spiritual Life » (London: Rider and Company, 1976), According to the foreword by Sri Madhava Ashish, this essay was originally written around the start of World War II. The first part of the essay had been published as "The Search for Truth" in a volume of that title, published in Calcutta in 1938. [Sri Krishna Prem, The Search for Truth (Calcutta: Ganesh Chandra Bose, 1938).]
- „Yoga of the Bhagavad gita“
- Dilip Kumar Roy, Yogi Sri Krishna Prem (Bombay: Bharatiya Vidya Bhavan, 1968)
- Andrew Rawlinson, ”Sri Krishna Prem/Ronald Nixon," The Book of Enlightened Masters: Western Teachers in Eastern Traditions (Chicago: Open Court, 1997)
- Narendra Nath Kaul, "Preface" and "A Biographical Note," Writings of Sri Krishna Prem; An Introduction (Bombay: Bharatiya Vidya Bhavan, 1980)
- O.B.L. Kapoor, "Sri Krishna Prem and Yashoda Ma," Braj ke Bhakt (Aravali press, 1992)
- die erstaunliche Geschichte eines Engländers, der 1928 in Vrindavan in die Krishna-Bhakti eingeweiht wird.
von Krishna candra (www.ananda-dham.com)
Geboren wurde er 1898 in einer christlichen Familie in England. Er studierte englische Literatur und danach wollte er sich ernsthaft dem Studium des Buddhismus widmen, was ihm aber aufgrund des Ausbruches des ersten Weltkrieges verunmöglicht wurde. Er wurde einberufen und als die deutsche Armee 1918 Belgien besetzt hatte, flog er mit der Royal Air Force einen Angriff.
Alle Flugzeuge der Engländer wurden dabei abgeschossen und er sah seine Piloten-Kumpanen alle in den Tod stürzen. Auch Nixons Flugzeug wäre abgestürzt, hätte nicht eine übernatürliche Kraft eingegriffen und den Steuerknüppel umgerissen. Als sein Flugzeug nun abwärts glitt, verlor er das Bewusstsein und erwachte erst wieder in einem Militärspital in London.
In seinem Genesungsprozess fragte er, wer ihn aus Belgien dahin gebracht hatte, und wie es möglich sei, dass er den Absturz überlebt hätte, was ihm aber niemand beantworten konnte. Im Spital hörte er mehrmals im Halbtraum eine klare Stimme, die ihm zusprach: “Ich habe dich gerettet, und du wirst mich in Indien finden!”
Kaum war er wieder auf den Füssen, suchte er nach einer Gelegenheit, nach Indien zu gehen. Zu der Zeit war gerade der Rektor der Universität Lucknow, Jnanendra Nath Cakravarti, in London, der einen Englisch-Lehrer suchte. Tief beeindruckt von Nixons intellektueller Brillanz, aber auch aufgrund seines Interesses in orientalischer Philosophie, offerierte er ihm den Posten.
So lebte er in Lucknow im Hause des Professors und seiner Frau Monika Devi, einer hoch gebildete, aber tief religiöse Frau. Dr. Cakravarti war einer der führenden Theosophen seiner Zeit, ein Freund von Blavatsky und Besant.
Neben seiner Anstellung als Lehrer setzte Nixon seine Suche nach dieser Stimme fort. Er studierte Pali und las die buddhistischen Original-Texte und praktizierte buddhistische Meditation. Er spürte aber bald, dass die Stimme nicht von hier kam. So lernte er Sanskrit und studierte die Upanishaden, die Bhagavad Gita und das Srimad Bhagavatam, was ihn tief bewegte.
Die Schlüsselfigur aber war Monika Devi. Äusserlich betrachtet war sie eine moderne Frau, die mit ihrem Mann nach Europa und Amerika reist, in gesellschaftlichen Anlässen immer alle unterhält, Witze macht und Geschichten erzählt. Aber in ihr war auch eine mystische Seite, die aber meistens verborgen blieb. Nur wenn Bhajans gesungen wurden über Krishna, dann sass sie nur noch ganz still und bewegungslos da und Tränen kollerten konstant über ihre Wangen. In solchen Momenten konnte man erahnen, dass sie in einer gänzlich anderen Welt zu Hause war.
Das war aber genau die Seite in ihr, die Nixon nicht entging. Manchmal sah er sie mitten in den Partys verschwinden und erst nach Stunden mit verweinten Augen wieder zurückkommen. Als er ihr einmal heimlich folgte, sah er sie bewusstlos vor einem kleinen Bild liegen. Er wartete und nach Stunden erwachte sie wieder und leuchtete über das ganze Gesicht. Sie strahlte einen unbegreiflichen Frieden aus.
Nixon spürte, dass er nun dieser mystischen Stimme, die im Londoner Spital vor Jahren zu ihm sprach, ganz nahe war. Nun wollte er alles wissen.
Am nächsten Tag rief sie Nixon in ihr Zimmer und sagte ihm: „In jedem Körper ist die unvergängliche Seele das Zentrum. Wenn man zur Seele hin erwacht, ist man eine gänzlich andere Persönlichkeit. Da erkennt man die Höchste Seele, Bhagavan und umarmt seine Füsse. Immer wieder ruft er mich und ich kann nicht widerstehen. Er ist in mein Leben gekommen.
Ich war anfänglich auch interessiert an der Theosophie, aber die Philosophie der Gita empfand ich als umfassender. So ging ich einmal nach Vrindavan und nahm spirituelle Einweihung von Balakrishna Goswami vom Radha-Raman Tempel. Seit da bin ich absorbiert im Krishna-Prema-sadhana. Eigentlich möchte ich meine Ausrichtung geheim halten, aber Krishna ist so frech, dass er mich manchmal einfach zu sich in seine unbeschreiblich wunderbare Gemeinschaft hinzieht.“
Nixon begann da mit Bhakti-sadhana unter der Führung von Monika Devi. Sie nahm ihn nach Vrindavan zum Radha-Raman Tempel mit. Anfänglich wollten ihn die Priester nicht hineinlassen, da Engländer auch Tempel zerstörten. Als er vor Radha-Raman stand, war es ihm ganz klar, dass er angekommen war zu Hause. Er hatte ihn vor Jahren schon gerufen. Er war diese Stimme, die ihn in England gerettet hatte. Die Reise über unendlich viele Leben in der Einöde kam zu einem Ende.
Jnanendra Cakravati erhielt den Posten des Rektors der Hindu Universität in Benares. Die Studenten aus Lucknow baten Nixon, zu bleiben, da sie ihn liebten und begeistert waren von seiner Gelehrsamkeit, seiner Klarheit in philosophischen Gedanken und vor allem von seiner völligen Absenz von Selbstsucht.
Aber er wollte nur weiter von Monika Devi lernen und so nahm er eine einfache Lehrer-Anstellung an und hatte viel Zeit, in der heiligen Atmosphäre von Benares. Hier begann er emsig und beharrlich mit seiner Yoga-Praxis. „Mit seiner angeborenen britischen Verbissenheit und Zähheit“, schrieb Sri Aurobindo einmal über ihn.
Als er dort einmal eine Vorlesung über die Aura Shivas gab, fragte ihn ein ultra-modern eingestellter Inder, was er als Westler denn in dieser schmutzigen Stadt von Staub und Lärm zu verehren gefunden habe? Mit einem strahlenden Lächeln antwortete er: „Gold-Staub, mein Freund, und die Musik der Ganga.“
1928 wollte Nixon Sannyasa (den lebenslangen Mönchstand) von ihr bekommen. Monika ging nach Vrindavan und erhielt selber die Sannyasa-Einweihung und hiess fortan „Yasoda Ma“. Nixon taufte sie „Krishna Prem“.
Es war unglaublich. Eine Frau, die im Luxus geboren war und der alles, was sie wollte, zur Verfügung stand, wurde nun eine Nonne und schnitt ihr Haar ab. Krishna Prem war vielleicht der erste Europäer, der Vaishnava-Einweihung erhielt. Er tauschte seine europäische Kleidung in die Saffran-Roben eines hinduistischen Mönches, hat Tulasi um den Hals getragen und einen Tilak auf seiner Stirn.
Krishna Prem trug auf seinen Reisen immer einen kleinen Deity von Krishna mit sich. In Madras traf er bei einer Konferenz auf eine englische Frau, die richtig erschüttert war, einen gebildeten Engländer zu sehen, der sich offensichtlich als Hindu verstand – Tulasi-Ketten um seinen Hals und in saffrane Tücher gekleidet - für sie war das ein Anachronismus im 20. Jahrhundert. Sie konnte sich nicht zurückhalten und schalt ihn: „Schämst du dich nicht, du Abtrünniger, mit diesen Eingeborenen zu verkehren und mit den Merkmalen des Aberglaubens zu parodieren, deine Heimat zu verraten und das Christentum zu verstossen?“ Sie tobte weiter, während Krishna Prem sie ganz still anlächelte, was noch mehr zu ihrem Zorn beitrug. „Was hast du denn gewonnen, nachdem du dein Vaterland, deine Kultur, deine Religion zurückgelassen hast?“ Er schaute auf seinen kleinen Deity und antwortete strahlend: „Ich haben Ihn bekommen, Madame, meinen Krishna.“
Yasoda Ma, ihre Tochter Moti Rani und Krishna Prem etablierten 1931 einen Ashram am Fusse der Himalayas, 27 Km Fussweg von Almora entfernt. Sie nannten ihn „Uttar-Vrindavan“ (das höher gelegene Vrindavan). Ein kleiner staubiger Pfad führte dahin, und die letzten 3 Km waren selbst für die Pferde zu steil. Der Ashram war ein Blumenparadies.
Gertrude Emerson, die Tochter von Ralph Waldo Emerson, lebte in der Nähe von Almora und besuchte Krishna Prem manchmal im Ashram.
„Alle paar Jahre kam er zu uns. Im Ashram gab es kein Radio und keine Zeitungen. Bei uns nahm er die Zeitung in die Hand, überflog sie kurz und bemerkte: „Wie ich sehen kann, sind es immer noch die gleichen Neuigkeiten wie vor ein paar Jahren. Dort ein Krieg, höhere Steuern, so viele Tote in einer Katastrophe, Unfälle… Aber ist irgendwo wirklich etwas geschehen?“
Wir hörten am Radio (das war während des zweiten Weltkrieges) die News aus Dehli gesendet. Er setzte sich im Yogasitz hin und lernte Sanskrit-Verse. „Hörst du das Radio überhaupt“, fragte ich ihn. „Ja, ein Sprechen von einem anderen Planeten, eine Art unverständliches Hintergrund-Geräusch.“
Später wurde die Ashram Familie noch durch zwei Engländer erweitert. Madhava Ashisha, der aus England gekommen ist, um im zweiten Weltkrieg als Ingenieur in Indien zu arbeiten. Als der Krieg vorbei war, gönnte er sich einen kurzen Ferienaufenthalt in den Himalayas. Er hörte von dem Ashram, besuchte Krishna Prem und blieb dann gleich im Ashram. Er ging nie wieder zurück nach England. Der andere war Dr. Alexander, der sich vom Posten des Chefarztes in Lucknow zurückgezogen hatte. Er nahm Ma als seinen Guru an und blieb dann auch in Uttar Vrindavan.
Yasoda Ma sagte Ronald Nixon bei der Einweihung:
„Selbst wenn du keine einzige Erfahrung mehr machst in gesamtem Leben, dann darfst du den Pfad nicht aufgeben!“ Die Hingabe funktioniert nie in der Halbherzigkeit.
Dann sagte sie ihm: „Krishnabewusstsein ist etwas Unmittelbares. Wenn du in den ersten 6 Monaten keinen Vorgeschmack auf Ewigkeit erlebst, hast du Zeit verschwendet.“
Einerseits braucht es die Entschlossenheit, immer weiterzugehen, auch wenn nichts mehr gefühlt und erlebt wird und andererseits bedarf es des Sprungs in die Gegenwart Gottes, die keine Konditionen stellt. „Bist du bereit alles zu geben, ohne etwas dafür zu bekommen?“, fragte Krishna Prema seine Gäste sehr oft.
Erfahrungen sind Vorboten der Wirklichkeit, und dennoch sind sie auch substanzlos, kommen und gehen wie der Wind. Viele hatten Öffnungs-Erfahrungen, aber nicht die Treue, weiterzugehen.
Man nimmt die wandelnde Welt (auch seine Erfahrungen) wahr, ohne sich in ihr (ihnen) zu verlieren.
Erleuchtung geschieht einen nicht einfach, sondern sehr unmerklich. Pade pade uparamed, buddhi drithya grihitaya (Bg 6.25) Genau wie das Einschlafen.
Und dennoch bedarf es der Dringlichkeit, genau zu wissen, wo es den Sprung zu nehmen gilt. Um den Abgrund zu überqueren reichen nicht ein paar kleine Hüpfer.
Der Epilog in seinem Buch „Initiation into Yoga“ lautet:
„Das feinste Holz stammt von den langsam wachsendsten Bäumen. Derjenige, der erwartet, dass er nach einigen Monaten zu einem Yogi gediehen ist, oder selbst nach ein paar Jahren der Praxis, wird sicherlich enttäuscht werden. Derjenige aber, der die Aufrichtigkeit und den Mut aufbringt, allem zu begegnen, was in den Katakomben seines Geistes verborgen war, und der die Berharrlichkeit hat, weiterzugehen, selbst wenn Schwierigkeiten im Innern und im Aussen auftreten, der demütig ist, anzuerkennen, dass alles, was er schon gemacht hat, eigentlich nur die ersten paar Schritte auf einer enorm riesigen Reise sind, demjenigen ist es sicher, etwas zu erlangen, das er nicht einmal dann hergeben würde, wenn er die gesamte Welt dafür bekäme. Sri Krishna spricht in der Gita davon, dass ein Sucher nach Yoga weit über die Hoffnungen und Ängste der gewöhnlichen Religion hinausgeht und selbst der kleinste Fortschritt in dieser Lebensaufgabe (dharma) befreit einem vor der grössten Angst (BG 6.44 und 2.40)
Eines Nachts, als Krishna Prema alleine im Ashram war, hörte er eine Stimme, die ihn gerufen hatte. „Dada, Dada!“ (Bruder).
Er wunderte sich, konnte aber niemanden sehen und schlief weiter. Dann hörte er wieder einen lieblichen Ruf aus dem Tempel heraus. „Dada, ich habe kalt.“
Ein Zittern durchlief seinen Körper. Er lief in den Tempel hinein und sah, dass ein Fenster offen war. Er deckte Gopal mit einem Chaddar zu und fragte ihn: „Thakurji, du frierst auch?“
Ein Strom von Tränen floss Gopal die Wangen hinunter.
Krishna Prem war erschüttert, konnte sich aber mit grosser Anstrengung zusammen nehmen und wischte Gopal die Tränen mit seinem eigenen Nachtkleid ab.
Warum weinte Krishna? Krishna Prema hat ihn doch nur gefragt, ob er friere.
Im Caitanya Caritamrta sagt Krishna selber:
sakale jagate mora…. (CC 1.3.15-16)
„Auf der ganzen Welt werde ich geehrt durch Ehrfurcht und aufgrund der Angst vor Konsequenzen, wenn man es nicht tut. Hingabe, die durch solche Verehrung geschwächt ist, wirkt auf mich nicht wirklich anziehend.“
Krishna ist nicht nur allmächtig, allgegenwärtig, allwissend und immer in seinem Selbst zufrieden (atmarama). Seine Allumfassendheit beinhaltet auch die Antithese davon: pararama, Gott, der ganz und gar auf seine Geweihten angewiesen ist und ohne sie keine Freude empfinden kann. Die ganze Welt schaut immer nur auf die eine Seite des majestätischen Aspektes, aber Vrindavan schenkt den Seelen einen Einblick in die Vertraulichkeit des pararama.
Hier ist Gott nicht unabhängig – der Bhakta badet ihn, er gibt ihm zu Essen, singt und tanzt für ihn in Liebe, und er nimmt ihren Dienst mit Liebe an und geniesst es. Er geniesst es, weil er sich wirklich danach sehnt, weil er im Austausch der Liebe seine Vollständigkeit, seine Allmacht, seine Unendlichkeit im Taumel der Liebe überschreitet.
Sehnen impliziert Unvollständigkeit. Der unendliche Herr, der alles schöpft, erhält und wieder auflöst, hat nie Mangel. Liebende Vergessenheit bedeckt seine Unbegrenztheit, dass er nun wirklich hungrig ist und sich wirklich nach dem Austausch mit der Seele sehnt. Und er hat kalt.
Das ist Teil seiner unglaublichen Grösse – der Herr, der immer jenseits aller Welten und der darin verknüpften Empfindungen ist, fühlt ähnlich, wie eine gewöhnlich innerweltliche Wahrnehmung. Aber gleichzeitig bleibt er in seiner Unberührtheit. Dieses Phänomen der Liebe gilt in den Veden als die letztliche Vollkommenheit des Absoluten.
„Das Leben ist wie ein wilder Fluss, der alle Wesen, Männer, Frauen, Kinder, Tiere und die gesamte Natur mitreisst hin zum Meer des Todes. Dinge scheinen beständig, weil sie gerade mit uns fliessen – aber alles eilt zur Auflösung hin. Alle Arrangierungen helfen uns nicht, da sie im gleichen Fluss stecken.
Aufgehobenheit gibt es nur, wenn man zum Ufer hingelangt. Das Ufer des Flusses, welches immer ganz nahe ist, ist Gott – mit was für Namen du ihn auch immer ansprichst.“
(Yoga of the Bhagavad Gita)
Als er gefragt wurde, was sein Verständnis von Gnade sei, erwidert er: „Wenn jemand in dieser Welt von Staub und Lärm sich selber vollständig als „atma-huti“ (Opfergabe) schenkt, sich selber verzehrt in der Flamme göttlicher Liebe, dann gibt es eine ungeheure Explosion – das ist die Gnade.
Krishna Prems Beziehung zu Radha-Krishna wurde immer intimer im Verlaufe der Jahre. Sunila und seine Frau Arati waren Schüler von ihm. Sie lebten in Allahabad und kamen gelegentlich auf Besuch in Almora.
Nach dem zweiten Weltkrieg hatten sie kein Geld für die lange Zugsreise und Arati verkaufte ihre goldenen Armreifen, um ihren geistigen Meister wieder sehen zu können.
Nach einigen Tagen im Ashram kam Krishna Prem mit einem goldenen Armreif aus dem Tempel und fragte Arati, was sie denn mit den ihren gemacht habe. Sie wollte das nicht preisgeben und schaute scheu auf den Boden.
Krishna Prema lächelte und sagte ihr, dass er alles wisse und dass Radharani ihm von ihrer Begierde, hier in den Ashram zu kommen, erzählt hätte. Sie hätte ihm nun den Armreif von ihr für sie gegeben. Sie fiel ohnmächtig zu Boden und als sie wieder erwachte, wusch sie mit ihren eigenen Tränen die Füsse ihres geistigen Meisters.
Obwohl Krishna Prem viele westliche Schüler hatte, akzeptierten ihn selbst viele Inder als ihren Lehrer. Er wurde als lebender Vaishnava-Heiliger geachtet. Obwohl er keine Mission der Verbreitung organisierte und über 30 Jahre in der Einsamkeit des Ashrams in den Bergen lebte, so schrieb er doch drei literarische Werke („search for truth“, „Yoga of Bhagavad gita“ und „Yoga of Kathopanishad“) und unzählige Briefe an Freunde in Indien und ausserhalb. In diesen Briefen gewährte er tiefen Einblick in seine persönliche hingebungsvolle Praxis und seine Verwirklichungen.
In seinem Einführungsbuch „Initiation into Yoga“ schreibt er:
„Eines der grössten Hindernisse um der Wahrheit zu begegnen ist der allgemeine Glaube unter religiösen Menschen, dass die Wahrheit niedergeschrieben sei in einem Buch, welches für sie dann das „heilige Buch“ konstituiert.“
Er gesteht natürlich zu, dass heilige Texte eine grosse Hilfe für den Suchenden darstellen können, „aber die Haltung blinden Annehmens dessen, was in einem Buch steht, ist sicherlich hinderlich und hält einen ab, das Wahre zu erlangen. Das Buch besteht aus ein paar schwarzen Zeichen auf einem weissen Blatt und was diese Zeichen einem bedeuten, hängt von den Ideen in unserem Geist ab, und diese wiederum von den Erfahrungen, die man in dieser Welt durchmachte. Die heiligen Schriften sind Srutis – wenn der Inhalt von einer verwirktlichten Seele gehört wird, haben sie plötzlich faszinierende Substanz. Das Lesen ist dann die Wiedererinnerung an den Eindruck, den man in der Gegenwart des Heiligen bekommen durfte. Aber ohne diese lebendige Berührung mit dem Inhalt sind die Bücher ziemlich wertlos.“
„Die eigene Sehnsucht nach Wahrheit hallt als Echo wider im Studium heiliger Texte.
Wenn das innerste Gewissen dann die heiligen Texte bestätigt, und man erkennt, dass dies nur die schriftliche Niederlegung einer effektiv nachlebbaren Erfahrung ist, dann spielt es keine Rolle, aus welcher Tradition die zu uns kommt. Dann legt man die historische Datierung des Textes und die Übereinstimmung mit bisherigen eigenen Glaubensanschauungen weg und widmet sich mit ganzem Herzen. Dann wird der Weg zur darin angelegten Erfahrung offen sein.
Die Seele muss zuerst einmal eine Wegstrecke gehen und die Gegenwart dieser inneren Führung wahrnehmen, bevor die Präsenz des äusseren Guru notwendig wird oder überhaupt erst hilfreich.”
Der Pfad, für welchen Krishna Prem seine Leser begeistern möchte, „ist ein Weg, der zu allen Zeiten existiert hat, in allen Ländern, obwohl die Namen, die ihn bezeichnet haben, ganz unterschiedlich waren.
Diejenigen, die diesen Pfad beschreiten, formen eine Geschwisterschaft, die viel tiefer geht als alle familiären Beziehungen. Selbst wenn man sich nie zuvor begegnet ist, spürt man die Verbundenheit… ein wahrer Gegenpol zu einer Welt der Gier und Konkurrenz.“
„Dieser Pfad hat eine gestörte Beziehung mit organisierten und offiziellen Religionen. Obwohl der Weg die gemeinsame versteckte Basis aller Religionen ist, so hat er dennoch sehr wenig mit einer Religion gemein. Die Lehrer dieses Pfades haben fast universale Feindseligkeiten von der Seite der organisierten Religionen erfahren.“
Auf diesem Weg gibt es gemäss Krishna Prema keine Abkürzungen oder psychische Tricks, durch die man Hass in Liebe transformieren könnte, Gier in Gelassenheit und Dumpfheit in Weisheit.
„Diese Umwandlungen sind keine einfache Aufgabe und es gibt keinen mechanischen Weg, sie zu bewerkstelligen. Es braucht mehrere Leben der Vorbereitung und niemand kann diesen Weg begehen wenn er sich nicht mit grösster Sorgfalt widmet – unvergleichbar mehr Aufmerksamkeit als wir je in irgendetwas dieser Welt investiert hatten.“
„Ständige Konsistenz und Übereinstimmung in allen Anschauungsfragen ist nur für Kleingeister wichtig. Der echte Sucher stürzt sich vertrauend in die Seinsverunsicherung. Er verlässt die Burg der vermeintlichen Geborgenheit. Unser Urgrund, Sri Krishna, bereitet in allem Geborgenheit. Aber er ist nicht berührbar nur in der Sehnsucht nach Geborgenheit, sondern allein im brennenden Wunsch nach Ihm selbst.
(All diese Zitate stammen aus seinem Werk “Initiation into yoga”)
Auch sein grösseres Werk „Yoga of the Bhagavad gita“ beginnt Krishna Prem mit einer Infragestellung von Schriften. Er weist sowohl die sektiererische Aneignung und Besitzergreifung der Gita von der fundamentalistisch geprägten Tradition zurück, als auch der rein intellektuelle Weg der Vernunft.
„In der Geschichte hat jeder Lehrer, der sich auf vedantische Autorität berufen hat, einen Kommentar zu Gita geschrieben, um aufzuzeigen, dass sie ihre Anschauung unterstützt. In der Folge findet man Kommentare aus verschiedensten Blickwinkeln aus geschrieben: monistisch, dualistisch, pantheistisch, theistisch, solche, die das Yoga der Handlung betonten, andere, die Erkenntnis unterstrichen (Jnana oder Gnosis) und liebende Hingabe an das DU Gottes. All diese Lebensperspektiven finden ihren Grundsatz in der Gita und diese universale Berufung auf sie ist Hinweis auf ihre Allumfassendheit und ihr autoritativer Status.“
„Der Pfad der Bhagavad gita ist nicht das Privileg der Hindus noch irgendeiner Konfession. Es kann – mehr oder weniger tief vergraben – in allen Religionen erfasst werden oder existiert jenseits aller formellen Religionen. Das ist der Grund, weswegen die Gita, obwohl indischen Ursprunges, geeignet ist, den Suchern auf der ganzen Welt Wegmarkierung, Anhaltspunkt und Anleitung zu sein.
In seinem Buch “Yoga of the Bhagavad Gita” zitiert Krishna Prem ausführlich aus den Upanishaden, Plato und Plotinus, theosophische Werke, aus den Lehren Buddhas aus der Perspektive des Theravada und Mahayana, sowohl aus christlichen Texten, britischen Romantikern, Jungs Studien und bezieht auch moderne Psychologie mit ein.
Yasoda Ma und Krishna Prem waren immer eng miteinander verbunden.
Viele Leute kamen mit Fragen in den Ashram. Yashoda Ma sass da und sagte, sie sollen Gopal (ihr Kosename für Krishna Prem) fragen, der ihnen perfekt antworten könne. Er sagte: „Ein Wort von ihr bewegt viel mehr als 10 Vorträge von mir.“ Die Hingabe zum Guru, aus der alle Erkenntnis strömt, war ihm immer der zentrale Fokus.
Yasoda Ma hatte auch tiefe Liebe für ihren Gopal.
Dilip Kumar Roy, einer der berühmtesten Sänger Indiens, wohnte den Vorlesungen von Krishna Prem oft bei. Er stellte danach die Frage an Ma: „Wenn doch die Seele wirklich ist, wieso arbeite ich dann noch immer unter der Illusion, dass die Hülle die wesentlichste Realität ist und schätze sie mehr als alles andere in der Welt?“
„Wir schätzen den Körper, da er vom Herrn belebt und bewohnt wird,“ sagte Ma lächelnd, „Er macht ihn so liebenswürdig. Aber das bemerken wir noch nicht, solange wir Ihn nicht gefunden haben. Dann sieht man ganz klar, dass nichts in der Welt einfach nur für sich existiert – gesondert von Ihm. Und wenn du Ihn erkennst als das Liebste von allem Lieben, muss man dir dann sagen, du solltest Ihn wertschätzen, über Ihn meditieren oder Seine Namen singen? Dann wirst du nicht fähig sein, etwas anderes zu singen als Seine Namen. Betrachte doch Gopal (Krishna Prem). Könnte ihn irgendetwas abbringen von Seinen Füssen? Sie können es versuchen. Offeriere ihm ein Königreich oder himmlische Mädchen – ich kann dir sagen, dass er nicht einmal danach schauen wird. Weshalb? Weil er einen Einblick hatte in Seine Schönheit. Alles Schöne aller Welten zusammengenommen wirkt daneben nur blass und leer – sinnloses Tand. Dilip, ich versichere dir, dass das nicht Theorie ist, sondern ich spreche von direkter Erfahrung“
Im Herbst 1938 kam Krishna Prem mit Yashoda Ma nach Prayag, um sie von kompetenten Ärzten behandeln zu lassen. Viele Jahre lang litt sie unter verschiedensten Gebrechen und sie konnte sich gar nicht mehr alleine aus dem Bett erheben. Aber auch in diesem Leiden des Alters strahlte sie aus ihrem ausgemergelten Gesicht und eine gelassene Heiterkeit entströmte ihrem Wesen.
Wann immer sie jemand auf ihren gesundheitlichen Zustand ansprach, sagte sie, dass er sich keine Sorgen darüber zu machen brauche, da der Herr sie mit einem unbeschreiblichen Frieden gesegnet habe, der ihr konstanter Begleiter wurde und welcher allen physischen Schmerz mehr als aufwog.
„Dieser Körper ist wirklich wie ein Käfig. Derjenige, der da drin residiert, ist die effektive Person und man sollte sich nur nach ihm erkundigen und ihn erfragen. Ich habe direkt gesehen, dass dieser Seele, der Vogel der Glückseligkeit, gänzlich unabhängig von diesem Körper existiert. So was macht es denn nun aus, wenn der Käfig zerbricht?“
Als sie 1944 ihren Körper verliess, war das eine dunkle Wolke der Traurigkeit, die sich über den Ashram ausbreitete. Als Krishna Prem ihren Körper bei den Wasserfällen von Dandeshvara kremiert hatte, kam er erschöpft, müde und traurig spät zurück. Als er in den frühen Morgenstunden immer noch geschlafen hatte, tauchte sie in seinem Traum auf und sagte: „Wieso schläfst du noch immer? Es ist Zeit für Bhajan!“ Nach einiger Zeit fügte sie hinzu: „Du kannst versichert sein, dass ich immer bei dir bin – genau wie zuvor.“ „Wenn du nun so nahe bist, werde ich dich aber nie wieder sehen?“, fragte er mit Tränen in den Augen. „Wir werden uns im cinmaya (transzendentalen) Vrindavan wieder begegnen“, war ihre Antwort. Ihre Präsenz spürte er ständig bis er 1965 seinen Körper aufgab.
Seit Anfang der 30 Jahre gingen Krishna Prema und Ma jeden Winter nach Vrindavan und es entstand eine warme Beziehung mit Balkrishna Goswami vom Radharaman Temple.
Diese Freundschaft hat Krishna Prema vertraut gemacht mit dem Verständnis von Caitanya Mahaprabhu. Lange Zeit hatte er gezweifelt an der Identität von Gauranga als Sri Krishna, bis Krishna ihm in einem Traum offenbarte, dass Sri Caitanya Mahaprabhu niemand anders sei als er selber.
Krishna Prema wurde danach in Vrindavan oft mit dem Übernamen „gaura-prema-nidhi“ (einen „Ozean der Liebe für Gauranga“) angesprochen.
Nach dem Verscheiden von Yasoda Ma begann er 1948 eine längere Pilgerreise nach Südindien. In Tiruvanamalai begegnete er Ramana Maharsi.
Jeden Tag sass der Heilige auf seinem Bett und viele Meditierende setzten sich um ihn. Als sich Krishna Prema in diese überwältigende Stille setzte, hörte er dann gerade eine Stimme, die ihn immer und immer wieder fragte: „Wer bist du? Wer bist du?“
Er versuchte, diese Stimme zu ignorieren, aber sie kam immer und immer wieder wie ein unerwünschter Besucher und klopfte an seiner Türe. So formulierte er eine Antwort: „Ich bin Krishnas ewiger Diener!“ Sogleich verwandelte sich diese Stimme in: „Wer ist denn Krishna?“ Er antwortete: „Nandas Sohn.“ Aber die innere Fragerei ging wild weiter und hörte einfach nicht auf, unabhängig wie oft Krishna Prem Antworten lieferte „er ist der Herr aller Herzen, er ist der Ursprung aller Avatars…“. Tief aufgewühlt verliess er nach einiger Zeit diese „stille“ Meditation und kehrte dann erneut in die Halle zurück. Die Fragerei setzte gerade wieder ein. So rief er Radharani an. Sie offenbarte sich ihm: „Nichts existiert ausserhalb von Krishna, nichts ist neben ihm. Wie kann man ihn vollständig beschreiben? Krishna ist Krishna!“
Als er sich am nächsten Tag wieder zu den Meditierenden hinsetze, lächelte ihm Ramana zu. Er verstand, dass er es war, der all diese Fragen aufwarf. Als Krishna Prem nun die Augen schloss, umarmte ihn ein unendlicher Friede. In der Stille wandte er eine Frage an Ramana: „Kann ich demütig fragen, wer denn du bist?“ Unfreiwillig musste er kurz seine Augen öffnen und sah, dass Ramana gar nicht mehr auf seinem Bett sass. Der Sitz war leer. Er schloss die Augen wieder und öffnete sie im nächsten Augenblick wieder. Ramana sass wieder da genau wie vorher. Er merkte, dass dieses Wesen nicht wirklich in der Welt der Namen und Formen lebte.
Diese stille Konversation zwischen diesen beiden grossen Seelen zeigt verschiedene Ansätze der Transzendenzerkenntnis auf. Der Jnani forscht immer weiter und erkennt, dass jede Einsicht immer wieder vorläufig ist. Dabei muss er die Bereitschaft haben, nicht am bisher Erkannten zu kleben und immer wieder neu alles aufzugeben. Der Bhakta ergibt sein Leben und seine Seele diesem unbekannten und doch nächsten Gegenüber und wird von da her so liebevoll geführt, dass er dieser Liebe nur mit noch intensivierter Liebe antworten möchte. Alles erfährt er als Geschenk, als Offenbarung von der konzentrierten Form aller Schönheit und Liebe.
Ramana Maharsi sprach dann im engen Kreis seiner Schüler mehrmals über Krishna Prem und sagte, dass er eine seltene Verbindung von einem Jnani und einem Bhakta sei.
Auf dieser Reise trag Ronald Nixon auch Sri Aurobindo und die Mutter.
Von Tiruvanamalai ging er weiter nach Sri Rangam, wo er im Tempel eine erstaunliche Erfahrung machen durfte. Als er sich vor Sri Vishnu verneigte, verlor er das äussere Bewusstsein und sah plötzlich lächelnd Radha und Krishna vor sich stehen und hörte die magische Flöte Govindas.
Krishna Prema hat einmal geschrieben: „Wenn du das Ewige erlangen möchtest, musst du dein Boot von deinem bekannten und gesicherten Küstenwasser wegsteuern und zum anderen Ufer hingelangen. Auf seinem Sterbebett sagte er die letzten Worte: „Mein Schiff segelt nun davon“. Am 14. November 1965.
Am 26. November schreibt der Präsident von Indien, Dr. Radhakrishnan: „Ich bin zutiefst traurig zu hören, dass Sri Krishna Prem weitergezogen ist. Ich habe so viel über ihn gehört, hatte aber nie das Glück, ihm persönlich zu begegnen. Ich weiss, dass er nicht gewöhnlich war. Wir haben eine grosse Seele verloren auf dieser Erde.“
Kurz vor seinem Tod schreibt er Dilip Kumar Roy: „Man übergibt das Sterbliche als ahuti (als Gabe) der Flamme des Unsterblichen. Selbstdarbringung muss total und bedingungslos sein. Dafür setzt man alles, was nicht wesentlich ist auf das, was immer voller Substanz ist. Das ist die vollständige Ersetzung der Selbstsucht durch Krishnas lieblichen Willen.“
Quellen:
- Sri Madhava Ashish, "Sri Krishna Prem through the eyes of a disciple"
Krishna Prema, „Initiation into Yoga: An Introduction to the Spiritual Life » (London: Rider and Company, 1976), According to the foreword by Sri Madhava Ashish, this essay was originally written around the start of World War II. The first part of the essay had been published as "The Search for Truth" in a volume of that title, published in Calcutta in 1938. [Sri Krishna Prem, The Search for Truth (Calcutta: Ganesh Chandra Bose, 1938).]
- „Yoga of the Bhagavad gita“
- Dilip Kumar Roy, Yogi Sri Krishna Prem (Bombay: Bharatiya Vidya Bhavan, 1968)
- Andrew Rawlinson, ”Sri Krishna Prem/Ronald Nixon," The Book of Enlightened Masters: Western Teachers in Eastern Traditions (Chicago: Open Court, 1997)
- Narendra Nath Kaul, "Preface" and "A Biographical Note," Writings of Sri Krishna Prem; An Introduction (Bombay: Bharatiya Vidya Bhavan, 1980)
- O.B.L. Kapoor, "Sri Krishna Prem and Yashoda Ma," Braj ke Bhakt (Aravali press, 1992)
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